Italia

«Questo è il tempo delle donne, fate largo alla rivoluzione»

Le donne afghane ieri sul palco della manifestazione Tull Quadze

Das sind ganz ungewöhnliche Töne, die da aus Rom deutsche Ohren erreichen müssten:

Teilen mit allen Frauen

25. September 2021 „Wir sind bereit, den afghanischen Frauen, die hier bei uns sind, Raum und eine Stimme für einen Kampf um die Freiheit zu geben“. So begann auf der Piazza del Popolo in Rom die Demonstration „Heute mehr denn je #Nonlasciamolesole“ (Lasst uns nicht allein), eine Initiative „geboren aus einer Versammlung von Frauen, ohne jemanden dahinter, eine Initiative von unten geboren“.

Von Rom bis Mailand, von Venedig bis Bari, von Lecce bis Olbia gibt es viele Plätze, auf denen italienische Frauen zusammen mit afghanischen Frauen kamen, mit Unterstützung von Verbänden, Bewegungen und Gewerkschaften, vereint durch die Worte – die zu einem Hashtag geworden sind – „Tull Quadze“, was auf Paschtu „Alle Frauen“ bedeutet.

«Das ist die Zeit der Frauen, Macht Platz für die Revolution»

Quelle: Il Manifesto, geschrieben von: Chiara Cruciati, ROM, 26.9.2021, übersetzt von: G.Melle

Schon in der Metro waren die ersten Strohhüte zu sehen. Auf ihnen stand „Belle ciao“. Am Eingang zur Piazza del Popolo standen Frauen der Gewerkschaft Cgil, welche den Green Pass kontrollierten und weitere Hüte zum Schutz gegen die Sonne an einem äußerst heißen römischen Samstag verteilten.

Einige Minuten nach zwei begann der Platz sich zu füllen. Von der Bühne begrüßt Veronica Pivetti die vielen Frauen und Organisationen wie Fridays for Future, Lucha y Siesta, Black lives matter, Le Contemporeanee, die sich an diesem Tag versammelten, um ihren Willen kundzutun: Wir müssen Revolution machen.

Diese Demonstration wurde von der Assemblea della Magnolia (Magnolienversammlung) organisiert. Die Organisation wurde vor einem Jahr unter dem großen Dach der Casa internazionale delle donne in Rom gegründet. Auf ihrem Banner steht: Die Revolution der Pflege gegen ein paternalistisches und patriarchalisches System, das nach fast zwei Jahren Pandemie – hier und andernorts – an den Rand des Abgrunds geführt hat.

Unter hunderten italienischen Organisationen, die zur Demonstration aufriefen, befinden sich auch jene, die seit Jahren in Afghanistan arbeiten. Auf die Bühne brachten sie die Stimmen und Körper der Afghaninnen, die vom erneut installierten Talibanregime zur Flucht gezwungen wurden

Ein roter und internationalistischer Faden, der das Bewusstsein näht, dass es keine alleinige Rettung gibt: „Wenn wir heute bei den Rechten der afghanischen Frauen auf Arbeit, Bildung und politische Partizipation nachgeben – sagt Simone Lanzoni von Pangea – werden wir alle verlieren“.

„Meinen wir, dass wir den afghanischen Frauen sagen zu sagen hätten wie man sich wehrt? – ruft Luisa Rizzitelli von One Billion Rising (eine Organisation die gestern für Solidarität mit Afghanistan auf den Straßen der ganzen Welt sorgte) ins Mikrofon – Es sind die Afghaninnen, die uns sagen. dass wenn wir den Machtmissbrauch, dem sie ausgesetzt sind, nicht als den unseren begreifen, uns zu Komplizinnen machen und auf unsere Rechte verzichten. Vertretungsgerechtigkeit ist kein Almosen, das ihr uns gebt, es ist Zeit für eine Regierung der Frauen.“

Vom öffentlichen Leben sind die Afghaninnen ausgeschlossen worden, erinnert Simona Cataldi von Cisda, aber nicht von der Gesellschaft: „Sie besetzen die Plätze und spontane Bewegungen sind im Wachsen begriffen.“

Als wären sie Geschwister dröhnt es aus den Worten der Mädchen, die auf die Bühne steigen. Man nennt keine Namen aus Gründen der Sicherheit: „Wir sagen den Taliban, dass sie sich der Geschichte nicht entziehen können. Wir kämpfen mit unseren Worten, mit unseren Gedanken, mit unseren Demonstrationen in und außerhalb Afghanistans. Wir sagen unseren Schwestern, dass sie nicht aufhören sollen: denn ihr seid das Licht am dunkeln Himmel.“

So viele Lichter wie die uns angetane Gewalt, „die Getöteten im Mittelmeer, die Gefolterten in Libyen, die Toten der Kriege, das Patriarchat in Italien, wo die Morde an Frauen ein Abschlachten bedeuten.“

Das sind Worte von Maura Cosutta, der Vorsitzenden des internationalen Frauenhauses in Rom. Einer ihrer letzten Siege, mit großem Applaus begrüßt, war ein Nutzungsvertrag für das Büro in der Via Lungara, „dem symbolischen Ort in der Geschichte des Feminismus, aber auch ein Ort der politischen Praxis des Feminimus … Die Frauen haben den höchsten Preis in der Krise bezahlen müssen. Der nationale Gesundheitsplan der Regierung zeigt keine Einsicht in die Notwendigkeit von Veränderung. Da hilft nur eine radikale und feministische Positionierung, eine Revolution in der Pflege und eine totale Veränderung der ökonomisch-sozialen Mechanismen und der Mann-Frau-Beziehungen.“

Das ist das Herzstück der Mobilisierung, die von weit herkommt und auf unseren Straßen weitergetragen wird. Sie ist getragen von einem kollektiven Bewusstsein von Pflege als sozialem Recht in öffentlicher Verantwortung, die nicht nur bloß tausendjähriges Schicksal der Frauen bedeutet, das sowohl selbstverständlich wie auch unbeachtet in seiner sozialen Anerkennung bleibt.

Die Zahlen sprechen für sich und auch Erzählungen der Erfahrungen der Frauen, die auf der Bühne der Piazza del Popolo das Wort ergreifen: „Schändliche Zahlen – nennt sie Linda Laura Sabbadini- die Direktorin bei Istat- … Weniger als die Hälfte der Frauen geht einer Erwerbsarbeit nach und eine von fünf gibt nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeit auf. Wir investieren in die Sozialarbeit ein Viertel des Betrags den Deutschland aufwendet und nur 12 % der Kinder erhält einen Platz in den öffentlichen Kindergärten. Diese Politik ist ein Fehlschlag, denn sie legt keine Priotität auf die Gleichheit der Geschlechter. Entweder bewegt ihr euch oder ihr erdet uns weiterhin hören müssen. Wir sind dazu imstande, zu regieren, macht uns Platz!“

Auch Arianna De Chiara vom Forum Gesundheit legt Zahlen vor. Die vierzigjährige Psychotherapeutin berichtet davon, das 249.000 Frauen in ihrem Bereich die Arbeit verloren habenund dass 70% der Infizierten Dienstleistungen ausübten: „Wir wollen uns das Wort Dienstleistung wieder aneignen, denn heute heißt es, dass private Dienste besser seien. Sie sind es deshalb, weil sie auf öffentliche Ressourcen zurückgreifen können. Wir wollen das Ende der Mega-Azienda-sanitaria-locale und der patriarchalischen Rolle ihrer Generaldirektoren. Und wir wollen uns das Wort national wieder aneignen, d.h. ein einheitliches Gesundheitssystem und nicht 20 verschiedene regionale, die nur Ungerechtigkeit verursachen.

Die Abwesenheit gleicher und funktionierender Welfare, geht zu Lasten er Körper der Frauen, zu Lasten ihrer Arbeit und ihren Möglichkeiten der politischen Partizipation wie auch ihres Privatlebens. Sie drückt sich auch in einem nationalen Gesundheitsplan aus, in dem die Stimme der Frauen marginal gemacht wurden. der keine Ideen zur sozialen Infrastruktur zeigt und prekäre Arbeit nicht zur Diskussion stellt: „Covid-19 ist eine außergewöhnliche kollektive Erfahrung gewesen – sagt Susanna Camusso, von der Gewerkschaft Cgil, die momentan für internationale Beziehungen verantwortlich zeichnet- Es besteht weltweit die Notwendigkeit die Pflege zur kollektiven Angelegenheit, nicht nur die der Frauen, zu machen. Es gibt keine natürlichen Rollenverteilungen. Also schafft die prekäre Arbeit ab, legt die Verantwortung in die Hände der öffentlichen Administration, hört mit der Bonusvergabe auf und macht Dienste, die funktionieren.“

Und es sei Revolution, die in den Schulen beginnt und die Fabriken erreicht: Die Pflege für die Welt als Bildungsfach – sagt die Lehrerin Monica di Bernardi von Indici paritari – mit geteilter und zur autonomen Praxis hin. Wir brauchen eine Schule, welche sich von der zentralen Rolle des weißen heterosexuellen Mannes abwendet und die Beziehungen korrigiert.“

Uniti nella lotta con le lavoratrici e i lavoratori della Gkn

Die Stimme der Arbeiterinnen von Gkn kamen per audio, sie blieben auf den besetzten Campi Bisenzio und sie geben nicht auf. Sie erreicht uns mit dem Lied, das seit Monaten ihren Protest begleitet und ihrer internationalistischen und feministischen Botschaft: „Die Fabrik muss wieder aufgemacht und darf nicht dahin verlagert werden, wo die Arbeitskosten niedriger und die Frauen noch schlechter bezahlt werden. Wenn eine Fabrik schließt, ist das einer Frau nicht gleichgültig: Wir wollen gleiche Löhne und gleiche Bildung. Stehen wir auf!“

Revolution aber auch Freude, die der Stornelli (Lieder des Volkes) und der Parodien gesungen und vertont von Sara Modigliani und Sonia Maurer, die den Platz zum Tanzen bringen. Es ist die Freude darüber zu sein: „So nato donna e me ne vanto – Ich bin als Frau geboren und darauf stolz.“

Insorgiamo».

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