I trecento boscaioli dell’Imperatore. Una storia di alberi e mondi che muoiono, mentre l’#Amazzonia (e non solo quella) brucia
Eine Geschichte über Bäume und die Welt, die sterben. Derweil brennt (nicht nur) #Amazonien
In diesem Spätsommer der Flammen und des Feuers, nach den Bränden in der arktischen Zone, in Amazonien und den großen Wäldern Zentralafrikas, wollen wir erneut auf eine Erzählung mit dem Titel Die dreihundert Waldhüter des Imperators aufmerksam machen, die wir 2004 schrieben. Untertitelt haben wir sie als „Die Fabel, die allen Fabeln ein Ende“ setzt. Und sie ist Teil der Anthologie Die mechanische Peking-Ente, die 2011 bei Einaudi herausgegeben wurde. Es gibt von Robert P. Baird die englische Übersetzung The Emperor’s Three Hundred Woodcutters, die in der Chicaco Review Nr. 52 im Herbst 2006 erschien (hier als download)
Der Roman The Overstory von Richard Powers, der den letzten Pulitzerpreis für Belletristik gewann, verflicht unterschiedliche Geschichten zur Intelligenz der Bäume, ihrem Tod und zur Vielfältigkeit der Welten, die zusammen mit ihnen stirbt. Vielleicht werden wir über dieses Buch schreiben. In Italien wurde es von La Nave di Teseo unter dem Titel Weltgeflüster publiziert.
Nun gut, mit einer völlig anderen Zielsetzung erforscht unsere Erzählung das gleiche Terrain und seine Erdkrume. Sie auskultiert die gleichen Wurzeln. Wir entschieden uns, sie zu schreiben, nachdem wir von Jacques Brosse (Rizzoli, Milano 1994) die Mythologie der Bäume [la mitologia degli alberi] gelesen haben, und wir schenkten sie der Kampagne Autoren für die Wälder von Greenpeace.
Zum Zeitpunkt, als die Kampagne lief wurde viel geredet. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen verlangten von ihren Verlegern, ihre Bücher auf Papier zu drucken, das nicht aus dem Baumfällen in Primärwäldern stammte. Vorzugsweise sollte es recycelt und wenn möglich ohne Verwendung von Chlor gebleicht sein.
Seit da versichern wir uns jedes Mal, wenn wir ein Buch herausgeben, dass das Papier den Erfordernissen entspricht. Im Impressum jedes unserer Titel ist zu lesen:
«Die Bücher von Wu Ming werden auf umweltverträglichem Offsetpapier gedruckt, das in der dänischen Papierfabrik Dalum Papir A/S hergestellt wird. Es besteht aus recycelten Papierfasern und ist ohne Verwendung von Chlor gebleicht. Bei Problemen oder Verzögerungen in der Lieferung, werden Papiere verwendet, die durch den Forest Stewarship Council genehmigt sind und nicht aus der Zerstörung von Primärwäldern stammen. Weitere Informationen unter: www.greenpeace.it/scrittori»
Heute ist die Kampagne jedoch nicht mehr am Laufen und die URL ergibt einen error404.
Vor einigen Monaten, als zum Zwanzigjährigen die Sonderausgabe Q bei Einaudi herausgebracht wurde, hat man uns angerufen und gesagt: „Die dänische Papierfabrik hat finanzielle Schwierigkeiten und es ist gerade schwierig Papier, zu Ihren Bedingungen zu bekommen. Haben sie was dagegen, wenn wir diesmal Papier mit dem Zertifikat FSC nehmen?
Wir geben diese Episode wieder, weil uns, während des Telefongesprächs, auch gesagt wurde: „Ihr seid von unseren Schriftstellern die Einzigen, die noch auf diesen Bedingungen bestehen. -Sic transit fervor auctorum [So vergeht die Begeisterung der Poeten].
Wir haben uns die Jahre über sehr mit Umwelt und ihren Bedingungen beschäftigt, mit dem laufenden Ökozid und der Klimakrise: Mittels Beiträgen, Reportagen, Konferenzen, Workshops, Exkursionen zum Thema, Initiativen der Wu Ming Foundation … und natürlich mittels Büchern. Dieses Makrothema ist als solches ausdrücklich zentral in unterschiedlichen Werken, die wir erstellten, so: die Tetralogie der Wege von Wu Ming 2, Eine kurze versprochene Reise von Wu Ming 1, einige Erzählungen aus den zwei Büchern zu Cantalamappa. Und dieses liegt selbstverständlich auch weiteren Werken zugrunde, so auch dem kürzlich veröffentlichten Roman Proletkult. Den Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung ist auch die Arbeit von Wu Ming 1, Blues für die neuen Landschaften, gewidmet [dazu hier ein Interview auf Italienisch]
Indem wir diese alte – nichtsdestoweniger aktuelle – Erzählung empfehlen, erneuern wir unsere Bemühung, uns als Erzähler mit den immensen Verwüstungen zu beschäftigen, die der Kapitalismus auf dem Planeten verursacht. In den nächsten Tagen wird bei Jacobin Italia ein Artikel von Wu Ming 1 mit dem Titel erscheinen: „Es gibt keinen Kampf gegen den klimatischen Negozianismus, ohne Kampf gegen die großen Bauwerke.“ [Neuester Stand 28.08.2019: der Artikel wurde veröffentlicht.]
Gute Lektüre

Die dreihundert Holzfäller des Imperators
Der Imperator hat uns rufen lassen. Er sagt, dass wir dieses Jahr das Doppelte, Dreifache, vielleicht sogar das Vierfache werden arbeiten müssen. Er gäbe uns zum Schluss auch etwas mehr als üblich. Etwa das Vierfache? Na klar, nicht einmal das Dreifache. Jedoch gibt er uns etwas mehr: Wer weiß, vielleicht zwei Frischlinge, damit wir zusammen feiern können. Ein Bankett für uns dreihundert imperiale Waldhüter. Vielleicht ist es auch ein Sack Mehl je Mann. Man hat es uns jedoch nicht verraten. Auf jeden Fall wird es die Belohnung nicht wert sein, an die dreifache oder vierfache Arbeit zu gehen – nein ganz bestimmt nicht. Denn wir arbeiten für den Ruhm unseres Herrn, aber auch dafür, dass wir zu seiner großen Unternehmung beitragen. Dass darüber hinaus besondere Angaben fehlen, warum wir das Doppelte, Dreifache, vielleicht das Vierfache arbeiten sollen, bedarf keiner weiteren Erklärung. Wenn man dir sagt, dass deine Arbeit den Ruhm deines Herrn vergrößert, frag nicht nach, gib dich zufrieden, Arbeit adelt. Nimm dir ein Stück Ruhm, nimm dir den Frischling oder den Sack Mehl, und troll dich zufrieden fort. Gut, einverstanden. Man weiß jedoch, wie die Dinge laufen: Die Gerüchte florieren, der Kammerherr redet mit dem Hofnarr. Der spricht mit der Zofe und die mit dem Lebensmittelhändler. Der wiederum spricht mit seiner Frau und dieses Hin und Her endet damit, dass schließlich das ganze Land darüber redet. Und so heißt es nun, dass unser Herr nicht nur uns, uns dreihundert der imperialen Schar einberufen hat, sondern auch die besten Bänkel- und Minnesänger, Literaten und für Handschriften ausgebildete Mönche, da er im Sinn habe, eine Sammlung von Geschichten, Erzählungen, Legenden und Fabeln anzulegen. Er wolle sie in einem Buch, ja sogar in vielen Büchern niederschreiben, die aufeinandergestapelt höher als der Glockenturm wären. Dafür benötigte er einen Berg Papier, der unvorstellbar groß wäre. Aber wir können uns schon ausmalen, wie viele Bäume wir zu fällen und Wälder zu zerstören haben. Wie viel Wasser wird man zur Papierherstellung brauchen. Es wird soviel sein, dass es selbst dann nicht ausreicht, wenn alle Flüsse des Landes ausgetrocknet sind. Besser wir hören auf, darüber nachzudenken, schärfen unsere Äxte und machen uns an die Arbeit.
Wir ziehen zuerst nach Norden, wo sich sehr große Wälder und die besten Hölzer befinden. Während wir Äxte und Sägen vorbereiten und einige sich schon an die Arbeit gemacht haben, vernehmen wir eine Stimme, die scheinbar wie der Wind von den Gipfeln der Berge herangetragen wird. Dass sie Yjyk-Mar heiße und eine Birke sei, sagt sie. Sie reiche in den neunten Himmel und beherberge in ihren Zweigen die Seelen der Toten, die dort ihre Nester gebaut haben. In den Knoten ihrer Rinde lebten Zauberer mit außergewöhnlicher Macht. Und diese Birke, sagt die Stimme, stünde hier seit dem Anfang der Welt. Aus dem Stamm sickert eine schaumige gelbe Flüssigkeit, welche die Wanderer kosten, weil sie Hunger und Durst stillt. Auch der erste Mensch, kaum auf der Erde angekommen, ging zu ihr, um seinen Durst zu stillen. Und er entdeckte inmitten des Stammes eine Höhle, aus der die erste Frau kam und sagte, dass sie hier seien, um die Erzeuger des menschlichen Geschlechts zu werden.
Es stellt sich das Problem, dass hier alles mehr oder weniger gleich aussehende Birken sind und wir die Yjyk-Mar von den anderen nicht unterscheiden können. Wäre das möglich, könnten wir sie vor dem Holzschlag schützen. Man kann doch nicht einfach den ganzen Wald so lassen, um die sprechende Birke zu schonen. Und schließlich sind wir gerade erst am Anfang, wenn wir uns jetzt schon Probleme machen, wird das nichts mit doppelt, dreifach, vierfach, gar nicht zu reden von den Frischlingen, dem Sack Mehl und dem bisschen Ruhm.
Nachdem wir den Wald gefällt haben, ziehen wir in den Süden, wo wir auf einer Insel ankommen, die sich Ida nennt. In der Sprache dieses Fleckens bedeutet der Name Waldreich. Und genau deshalb haben wir diesen Ort ausgesucht. Doch auch hier vernehmen wir nach einer Weile eine Stimme, die sagt: „Genügte es euch nicht den Yjyk-Mar zu fällen und wollt ihr jetzt das Gleiche mit der Esche der Nemesis machen, die Adrastea genannt wird? Die nämliche Nymphe ernährte Zeus in einer Grotte dieser Berge, wo alle neun Jahre König Minos hinreiste, um den Gott zu treffen, von dem er Gesetze und Energie für weitere neun Jahre Regierungszeit erhielt. Mit der Zeit brachte die ganze Insel Opfer und Athen sandte sieben Jungen und sieben Mädchen, um den Hunger des Minotaurus, dem halben Stier und Mann, zu stillen. Der lebte in einem dunklen Raum, am Ende der tausend unterirdischen Gänge, die im Innersten der Grotte des Zeus abzweigen.
Doch Geduld. Ich denke, dass die Insel nun ihren Namen wird ändern müssen.
Nach getanem Holzschlag ziehen wir nach Osten und während wir unsere Werkzeuge zurechtlegen, ist ein weiteres Mal die Stimme vernehmbar: „Es reichte euch nicht den Stamm des Yjik-Mar und der Esche Nemesis auf der Insel Ida zu zersägen, wollt ihr jetzt auch den Feigenbaum fällen unter dem Śākyamuni, genannt Gautama, genannt Siddhārtha sich von sich selbst befreite und zum Buddha wurde?“
Doch was könnten wir tun? Wir haben zu arbeiten und die Anordnungen des Imperators auszuführen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Äxte zu schwingen, die Stämme zu fällen und wieder zu verschwinden.
Und kaum haben wir einen weiteren Wald entdeckt, und noch nicht einmal unsere Arbeitshandschuhe angezogen, ertönt inmitten aus dem Farnkraut erneut die Stimme: „Es reichte euch nicht aus, den Stamm des Yjyk-Mar und der Esche der Nemisis auf dem Berg Ida und den Feigenbaum des Siddhārtha, Gautama genannt Buddha zu fällen. Und nun wollt ihr das gleiche mit dem Lorbeer der Daphne machen. Daphne verweigerte allen Freiern den Zutritt, um dort in der Einsamkeit der Wälder frei leben zu können. Als aber Eros den Gott Apollo in sie verliebt machte, ließ dieser sie nicht mehr in Ruhe. Einige sagen, dass sie dem Werben überdrüssig wurde und deshalb ihren Vater Peneios bat, sie in einen Baum zu verwandeln.
Ovid, Metamorphosen, Buch 1, Vers 545–555
„Fer, pater“, inquit, „opem, si flumina numen habetis!
Qua nimium placui, mutando perde figuram!“
Vix prece finita torpor gravis occupat artus:
Mollia cinguntur tenui praecordia libro,
in frondem crines, in ramos bracchia crescunt;
pes modo tam velox pigris radicibus haeret,
ora cacumen habet: remanet nitor unus in illa.
Hanc quoque Phoebus amat positaque in stipite dextra
sentit adhuc trepidare novo sub cortice pectus
conplexusque suis ramos, ut membra, lacertis
oscula dat ligno, refugit tamen oscula lignum.
„Hilf, Vater“, sagt sie, „wenn ihr Flüsse göttliche Macht habt!
Durch Verwandlung verdirb die Gestalt, mit der ich zu sehr gefiel!“
Kaum war die Bitte beendet, befällt schwere Taubheit die Glieder:
Die weichen Brüste werden von zarter Rinde umschlossen,
die Haare werden zu Laub, die Arme wachsen als Äste;
schon wird der flinke Fuß von trägen Wurzeln gehalten,
ein Wipfel verbirgt das Gesicht: Der Glanz allein bleibt ihr.
Phoebus liebt sie gleichwohl. An den Stamm hält er die Rechte
und fühlt noch unter der neuen Rinde die zitternde Brust.
Die Zweige, wie Glieder, mit seinen Armen umschlingend
küsst er das Holz, doch das Holz weicht vor den Küssen zurück.
Andere meinen, dass sie die Mutter Erde darum gebeten hätte, die dann eine Täuschung ausführte, indem sie Daphne mit sich nahm und an der Stelle einen Lorbeerbaum hinterließ. Sie setzte sie an den Hängen des Berges Ida ab und gab ihr den Namen Pasiphae. Sie wird nun König Minos heiraten, sich in einen weißen Stier, der Poseidon versprochen war verlieben, sich mit ihm vereinigen und den Minotaurus gebären.
Und nach dem Lorbeerbaum der Daphne ereilte das gleiche Schicksal die Pappel der Leuke, die sich in diesen Baum verwandelt hatte, um dem Gott der Unterwelt Ade zu entkommen.
Dann trifft es die Linde der Philyra, Tochter des Okeanos, Nichte des Kronos, der sie verführte. Als dies seine Tochter Hera aufdeckte, verwandelte er sich in einen Hengst und sprengte davon. Neun Monate später gebar Philyra ein Monstrum, halb Pferd und halb Mensch. Deswegen schämte sie sich so sehr, dass sie ihren Vater bat, in eine Linde verwandelt zu werden. Nach ihr ist die Kiefer der Pitys an der Reihe. Sie hatte zwei Freier, Pan und Borea, den Nordwind. Pitys entschied sich für Pan. Erzürnt blies Boreas so stark, dass sie in eine Felsspalte geweht wurde. Als Pan zu ihr gelangte, fand er sie bereits halb tot. Um dennoch ihren letzten Hauch Leben zu retten, verwandelte er sie in eine Kiefer. Die blieb sie bis heute und wenn im Herbst der Nordwind bläst, quillt aus der Kiefer das Harz: die Tränen der Pitys.
Schließlich erzürnten wir Caria, die in einen Nussbaum verwandelt wurde, und legten uns mit Filide an, die, nachdem sie aus Liebe starb, in einen Mandelbaum verwandelt wurde. Und danach noch mit der Zypresse, die aus Versehen den Hirsch tötete, der ihr Gesellschaft leistete. Sie bat die Götter, in einen Baum verwandelt zu werden, der immerfort weint, und wurde so zum Baum der Toten.
Ach, Zypresse, hoch zu schauen
Mögest du dich zu mir neigen
habe dir was zu vertrauen
Und dann will ich ewig schweigen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Ruck zuck haben wir uns so an alles gewöhnt, dass wir die nun die Stimme nicht mehr wahrnahmen.
„Euch reichte es nicht aus, die Birke Yjyk-Mar zu fällen, die Esche der Nemesis abzusägen, den Feigenbaum des Gautama Buddha ebenso wie auch den Lorbeer der Daphne, die Pappel der Leuke, die Linde der Philyra, die Kiefer der Pitys, der Nussbaum der Caria und die Mandel der Filide wie die Zypresse der Toten. Ihr habt euch nicht aufhalten lassen und auch jetzt nicht einmal beim Wald des Rotkäppchens, des Däumlings, von Hänsel und Gretel.“
So gingen wir noch zum Wald von Brocéliande, in den sich Merlin zurückzog, als er über den Tod seiner Brüder wahnsinnig wurde. Er lernte dort die Fee Viviane kennen, der er alle Zaubersprüche beibrachte und er ließ sich schließlich in einem Glashaus inmitten der Wildnis einsperren.
Nun ist noch der Wald von Nemi zu fällen, wo sich Numa Pompilio hinbegab, um die Nymphe Egeria um Rat beim Verfassen seiner Dekrete zu bitten. Und danach der Forst von Sherwood, wo Robin Hood und seine und die heiteren Gevatter hausen und dann der schaurige Wald der Gallier, der das römische Heer aufhielt, wo Cäsar eine Axt in die Hände nahm und eine Eiche fällte. Er bekannte sich des Sakrilegs für schuldig, und er befahl seinen Männern, ihn zu zerstören. Und sie taten das, indem sie wohl erwogen, ob der Zorn von Cäsar gewaltiger und schrecklicher ausfalle als der der Götter der Wildnis, die im Lauf der Jahre den Wald an der gleichen Stelle wieder zu neuem Leben erweckten und das üppiger als zuvor.
Und weil wir in diesem Jahr das Doppelte, Dreifache, vielleicht auch Vierfache zu arbeiten haben, sind wir noch zu einem Berg gezogen, der Golgota heißt. Dort vernahmen wir die gewohnte Stimme aus den Wipfeln der Bäume, unter denen sich ein ganz besonderer befindet. Es ist das sprossende Zedernholz vom Kreuz Christi oder besser, sein Stumpf, der dort auf der Spitze in der Erde vergraben ist, während der Rest fortgeschafft wurde, damit etwas davon auch bei uns in der Kathedrale verwendet wird. So fahren wir also fort mit dem Fällen der Bäume, da ja ein Stück des Kreuzes gerettet wurde und der am Stumpf keimende Baum auch ohne dies auskommt.
Viel Holz gibt es jetzt nicht mehr, um dem Verbrauch unseres Herrn zu genügen. Wir haben dieses Jahr bereits das Doppelte, Dreifache, vielleicht Vierfache gearbeitet und kehren in den Norden, in die Waldregionen zurück, um zu schauen, was dort noch an Bäumen steht. Während der Reise kommen wir an einen Ort, der Dodona heißt. Er liegt am Fuß des Berges Tamaro. Dort fällen wir einige Eichen, trotz der Bitte unserer Stimme weiterzuziehen und sie zu verschonen. In der Vergangenheit halfen sie einem großen Volk, je nach nach Geräusch von Wind und Wetter, Freuden und Katastrophen vorauszusehen.
Als wir erneut den Norden erreichten, entdeckten wir eine gigantische Esche. Ihr Äste erreichten den Himmel und die Baumkrone verdeckte die Erde. Ihre Wurzeln stiegen hinab ins Reich der Toten und zum Ursprung des Lebens. Erneut meldete sich die Stimme: „Ihr habt mit Yjyk-Mar kein Erbarmen gehabt, auch nicht mit der Esche der Nemesis und ihr habt die Feige des Buddha, den Lorbeer der Daphne, die Pappel der Leuke, die Linde der Philyra, und den Nussbaum der Caria, die Mandel der Filide und die Zypresse der Toten nicht verschont. Ihr habt die Fabelwälder gefällt, den Wald von Brocélande und den von Sherwood, den Wald von Nemi und den der Gallier. Ihr habt den Kreuzigungsbaum getötet und die Eiche von Dodona. Jetzt verurteilt ihr auch Yggdrasill, den Boten Odins, zum Tode, der sich seinen Ästen aufhängt und wiedergeboren wird, nachdem er das Geheimnis des Totenreichs kennen lernte, die Sprache der Runen, die jegliche Macht verleiht.
Und als wir die größte Säge schärfen, gibt uns Yggdrasil zu verstehen, dass unsere Anstrengungen völlig sinnlos sind, es nichts nützt das Doppelte, Dreifache, vielleicht auch das Vierfache zu arbeiten. Am Ende wird herauskommen, dass wir weder Frischlinge noch Mehl erhalten, und auch keinen Anteil vom eitlen Rum des Herrn, der so falsch ist wie eine Hartzinnmünze.
Yggdrasill sagt: „Der Imperator hat soviel Papier, wie es noch nie gesehen wurde, angehäuft. Würde man ein Blatt auf das andere legen, gäbe es ein Berg, der bis zum Mond reicht. Aber wem nützen all diese Blätter Papier, jetzt wo die Wälder abgeholzt sind. Weder Minnesänger noch Schriftsteller und Bänkelsänger können etwas tun. Denn von den Geschichten, welche die Schreiber kopieren sollen, den Legenden über Götter und Helden, von alten und neuen Fabeln, ist nichts mehr da, weder Erinnerung, noch Gedächtnis, noch Herkunft.
übersetzt von FHecker