Wer sagt das? Und warum ? Teil I

Eine Anleitung zur kritischen Nutzung von Quellen,
in- und außerhalb des Webs,
mit Beispielen und Vorschlägen didaktischer Übungen

Quelle:

«Questo chi lo dice? E perché?» Come riconoscere e smontare le bufale storiche 

von Nicoletta Bourbaki

Wenn wir von «kritischer Methode» sprechen, beziehen wir uns auf das Werk Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers von Marc Bloch: Mithilfe verständlicher Beispiele, wollen wir in dieser Abhandlung die Nützlichkeit und Vorgehensweise einer historischen Recherche aufzeigen, die sich dieser Methodik bedient. Bloch wurde 1886 in Lion, in Frankreich geboren. Er studierte Geschichte, wurde Gymnasiallehrer und später Universitätsprofessor. Während des Ersten Weltkriegs wurde er mit einem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.  Nach dem Krieg lehrte er mittelalterliche Geschichte an der Straßburger Universität und danach Wirtschaftsgeschichte an der Pariser Sorbonne. Im Jahr 1929 gründete er mit Lucien Febvre die Zeitschrift Annales d’histoire economique et sociale. In den ’20 und ’30iger Jahren publizierte er einige wichtige Essays zur mittelalterlichen Geschichte. Nach der Naziinvasion im Jahr 1940 in Frankreich wurde er 1942 durch das faschistische Regime des Marschall Petain vom Lehrbetrieb ausgeschlossen. Marc Bloch ging in den Untergrund und wurde zu einer bedeutenden Person der Résistance als Organisator der Francs-tireurs und französischen Partisanen (FTPF). Im Jahr 1944 wurde er von den Nazis verhaftet und in Lion hingerichtet. Im Untergrund entwarf er die ‚Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers‘. Das Werk wurde 1949 posthum von seinem Freund und Kollegen Lucien Febvre veröffentlicht. Der Text wurde 1993 von seinem Sohn, Etienne Bloch, neu aufgelegt. In dieser Auflage sind kürzlich wieder entdeckte Teile des Werks eingearbeitet, die in den vorherigen Veröffentlichungen nicht erscheinen konnten.

Es ist kein Zufall, dass Marc Bloch seinen Text genau zu dem Zeitpunkt schrieb, als er am Kampf gegen den Nazifaschismus teilnahm: Waffe und Kultur sind für ihn die Mittel, um gegen die Mythen und Irrationalismen des Faschismus das zu verteidigen, was als „Kräfte der Vernunft“ bezeichnet wird. Ausgehend von Bloch’s Text können wir also skizzieren, was die grundlegenden Koordinaten der kritischen Methode sind. Zunächst einmal müssen wir uns fragen, wo der Historiker beginnt, um zu wissen, was in der Vergangenheit passiert ist.

«Kein Ägyptologe hat Ramses gekannt; kein Spezialist der Napoleonischen Kriege hat die Austerliz-Kanone gehört. Wir können daher nur auf der Grundlage von Zeugenaussagen über die Zeitalter sprechen, die uns vorausgingen. Wir befinden uns in der Situation des ermittelnden Richters, der versucht, ein Verbrechen zu rekonstruieren, das er überhaupt nicht gesehen hat».
Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 40.

Die Zeugen des Historikers sind die Dokumente, d. h. alle möglichen Spuren, die das Leben der Menschen in der Vergangenheit hinterlassen hat: ein Gebäude, ein Objekt, ein Schreiben, ein Lied, eine Fotografie, ein Film, eine mündlich überlieferte Geschichte… Dokumente sind solche, die im schulischen Umfeld normalerweise als primäre Quellen bezeichnet werden, während ihre historiografischen Bearbeitungen normalerweise als sekundäre Quellen bezeichnet werden. Lexikon der Geschichte der Enzyklopädie Treccani:

«Primärquellen sind solche, die aus direkten und zeitgenössischen Spuren einer menschlichen Präsenz oder Aktivität im Zusammenhang mit dem Forschungsgegenstand bestehen (schriftliche Dokumente, mündliche Zeugnisse, Gebrauchsgegenstände, Zeitungen und Zeitschriften usw. ). Sekundärquellen hingegen sind solche, die aus historiografischen Werken stammen, die wiederum das Ergebnis von Arbeiten an Quellen sind.»

Der Historiker verhält sich seinen Quellen gegenüber nie passiv:

«Jede historische Forschung setzt von Anfang an voraus, dass die Untersuchung bereits eine Richtung hat. Niemals  hat die passive Beobachtung in irgendeiner Wissenschaft etwas Fruchtbares hervorgebracht. Voraussetzung jedoch ist, dass sie möglich ist.» Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 51.

Mit anderen Worten, es muss eine Forschungsfrage geben, eine These, die nachgewiesen werden muss. Woher kommt diese These oder Frage? Von den Interessen derjenigen, die die Forschung selbst durchführen, von denen in der Gesellschaft, die sie umgeben, von ihren Idealen, von ihren Vorurteilen und ihren bisherigen Erfahrungen, von dem öffentlichen Diskurs, in dem sie eingebettet sind. Daher ist jede Forschung, jede Untersuchung bereits aus der Sicht dessen, der sie durchführt, und durch den Kontext, in dem sie durchgeführt wird, geprägt.
Keine Forschung und keine Erzählung, ob historisch oder wissenschaftlich, kann „unparteiisch“ sein. Jeder Mensch ist Teil der Konflikte und steht in der Mentalität seiner Zeit, ob er sie wahrnimmt oder nicht. Man kann höchstens intellektuell ehrlich sein, indem man das Erarbeitete offenbart und alle Schritte und Werkzeuge aufzeigt, mit denen man zu einem bestimmten Ergebnis gekommen ist.
Die intellektuelle Ehrlichkeit setzt gerade voraus, dass man sich der eigenen Parteilichkeit bewusst ist und seinen eigenen Standpunkt erklärt. Sich selbst als „post-ideologisch“ zu erklären, heißt nichts, außer dass man sich an die Ideologie der herrschenden Klassen des beginnenden 21. Jahrhunderts hält und nicht in der Lage ist, die Parteilichkeit des eigenen Standpunktes zu erkennen, der dann unhistorisch als „Vernunft“ ausgegeben wird.

 

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2. Mit Primärquellen arbeiten

Der Historiker stellt nicht nur eine generelle Forschungsfrage, sondern er muss auch jedes einzelne Dokument, das er für nützlich hält, befragen. Dokumente sind keine absolute Wahrheiten.  Sie sind immer Produkte einer Person (oder einer Gruppe von Personen) aus einem bestimmten Blickwinkel und mit einem bestimmten Zweck erstellt; der Historiker kann sich daher nicht darauf beschränken, die Dokumente passiv zu beobachten, sondern muss sie einer kritischen Analyse unterziehen oder sie mithilfe eines Fragebogens, d. h. einer Reihe von Fragen, die für die Extrapolation für ihn interessanter Informationen nützlich sind, bearbeiten.

«Natürlich ist es wichtig, dass diese begründete Auswahl von Fragen äußerst duktil und dabei empfänglich ist, sich auf dem weiteren Weg, um eine Menge neuer Punkte bereichern zu können, die allen Überraschungen offen stehen. In jedem Fall, um von Anfang an als ein Magnet für Dokumentensplitter dienen zu können. Die Reiseroute, die der Forscher von Anfang an festlegt, das weiß er im Voraus genau, dass er sie nicht Schritt für Schritt befolgen wird. Aber wenn er nicht eine hat, riskiert er, sich ewig zu irren ». Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 51.

Doch das Hinterfragen von Dokumenten reicht nicht aus: Es ist auch notwendig, sie zu vergleichen und zu kontextualisieren, d. h. sich zu fragen, wann, von wem und warum (mit welchem Zweck) sie produziert wurden. Man kann die in einem Dokument enthaltenen Informationen nicht bewerten, und oft nicht einmal die Authentizität derselben, es sei denn, man vergleicht sie mit anderen und stellt sie in einen genauen Zusammenhang.

«Nehmen wir an, dass von einer verschwundenen Zivilisation nur noch ein Objekt übrig geblieben ist und dass die Bedingungen seiner Entdeckung darüber hinaus auch verhindern, dass sie mit fremden Spuren wie der geologischen Sedimentation [. . . ] in Verbindung gebracht werden kann. Es wird völlig unmöglich sein, diesen einzigen Überrest zu datieren und seine Authentizität zu beurteilen. Ein solches Dokument lässt sich also nicht datieren und überprüfen, es sei denn, es kann in eine chronologische Reihe oder in einen synchronischen Zusammenhang eingefügt werden.». Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 82.

Schauen wir uns dafür ein Beispiel an, wie Bloch ein Dokument befragt, vergleicht und kontextualisiert:

„In seinen Memoiren, die so viele junge Herzen höherschlagen ließen, erzählt der [napoleonische General] Marbot in aller Ausführlichkeit von einer kühnen Tat, von der er behauptet, Protagonist gewesen zu sein. Nach seiner Aussage durchquerte er in der Nacht vom 7. bis 8. Mai 1809 mit einem Boot die stürmischen Wogen der Hochwasser führenden Donau, um am anderen Ufer einige österreichische Soldaten gefangen zu nehmen. Wie kann man die Anekdote überprüfen? Indem wir andere Zeugenaussagen hinzuziehen. Wir sind im Besitz der Befehle, darunter die Marschbefehle, die Berichte der sich gegenüberstehen Armeen: Sie bestätigen, dass in der berühmten Nacht, die österreichischen Korps, deren Biwaks Marbot behauptet, am linken Ufer der Donau vorgefunden zu haben, zu der Zeit noch das gegenüber liegende Ufer besetzt hielten.   Aus den eigenen Korrespondenzen Napoleons geht hervor, dass am 8. Mai das Hochwasser noch nicht begonnen hat. Schließlich wurde von Marbot ein persönlicher Antrag auf Beförderung gefunden, der am 30. Juni 1809 verfasst wurde. Unter den Verdiensten, die er anführt,  ist mit keinem Wort die sogenannte Heldentat vom Monat zuvor erwähnt. Auf der einen Seite also, die Memoiren; auf der anderen eine ganze Menge Texte, die sie widerlegen. Wir müssen uns zwischen diese unvereinbaren Zeugenaussagen entscheiden. Welche Darstellung ist am wahrscheinlichsten? Ob wohl die Generalstäbe, vielleicht der Kaiser selbst sich geirrt haben (es sei denn, sie hätte absichtlich die Tatsachen verändert), oder dass Marbot, der nach Beförderung strebte, aus falscher Bescheidenheit handelte?  Oder dass er später als ein gealterter Soldat, deren Aufschneiderei im Übrigen gut bekannt sind, der Wahrheit wieder einmal ein Schnippchen geschlagen hat? Sicherlich wird niemand zögern: Die Memoiren haben hier gelogen.“ Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 85-86.

Bloch hat versucht, die Wahrhaftigkeit der Erinnerungen von Marbot zu überprüfen. Er befragte die im Alter niedergeschriebenen Memoiren des napoleonischen Offiziers auf einen Hergang, den er mit anderen 1809 entstandenen Dokumenten – also zum Zeitpunkt seiner „heroischen Tat“ – verglich. Der Vergleich ergab, dass diese Dokumente den aufgeschriebenen Erinnerungen Marbots widersprachen. Wem also vertrauen? An dieser Stelle kontextualisiert Bloch die Dokumente und fragt danach, wer sie mit welcher Absicht geschrieben hat. Die Fragen ergeben, dass die Dokumente von 1809, die dieses Unternehmen Marbots weder erwähnen noch abstreiten, keinen Grund erkennen lassen, deswegen zu lügen. Der indessen hätte durchaus seine Biographie beschönigen wollen oder auch sich lediglich verzerrt an den Vorfall erinnert. Deswegen ist anzunehmen, dass Marbot, bewusst oder auch nicht, die Fakten verfälscht hat. 
Nicht immer beruht ein aus falschen Informationen bestehendes Zeugnis auf der Vorsätzlichkeit des Zeugen. Es kommt vor, dass die Zeugen nicht die objektive Realität, sondern ihre vorgefassten Überzeugungen (Erkenntnisse, Vorurteile, Erwartungen etc.) wiedergeben. 

„Fast immer ist der Irrtum im Voraus programmiert. Vor allem verbreitet er sich und schlägt nur dann Wurzeln, wenn er mit den vorgefassten Überzeugungen der öffentlichen Meinung übereinstimmt; er wirkt dann wie ein Spiegel, in dem das kollektive Bewusstsein seine eigenen Maserungen betrachtet. Viele belgische Häuser besitzen an ihrer Fassade enge Spalten, die dazu dienen, den mit Malerarbeiten betrauten Arbeitern, das Errichten des Baugerüstes zu erleichtern; in diesen harmlosen Behelfen der Handwerker hätten die deutschen Soldaten, sich 1914 niemals eingebildet, ebenso viele Schießscharten von Scharfschützen  zu sehen, wenn ihre Fantasie nicht vor langer Zeit von der Angst vor der Guerilla angeregt worden wäre.“ Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 82.

Es ist darüber hinaus zu bemerken, dass die Erinnerung im Lauf der Zeit und den Wechseln in der Sichtweise der Zeitzeugen  modifiziert, amputiert und durcheinander gerät.
All diese Überlegungen Blochs sollten uns von dem Fetischismus des Einzeldokumentes oder des einzelnen Zeugnisses, das „gerade entdeckt!“ oder „nach Jahrzehnten der Zensur gefunden!“ wurde, befreien. Das sollten sie auch hinsichtlich des blinden Vertrauens in die „historische Erzählung des Großvaters“. Alle Dokumente sind im Kontext zu überprüfen, ebenso die mündlichen, auch jene des Großvaters. Vor allem die deines Großvaters. 

Didaktische Übung

Als einfache Übung einer Kontextualisierung ist eine kleine Sammlung von Dokumenten unterschiedlichen Typs anzulegen und mit einer kurzen Checkliste zu überprüfen:

  • Um was für ein Dokument handelt es sich?
  • Wer hat es angefertigt?
  • Wann?
  • Wo?
  • Wer ist der Adressat?
  • Mit welcher Absicht?
  • Was weiß ich zum Kontext?
  • Wer hat das Dokument aufbewahrt und warum? 
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Teil II: 3. Die Glaubwürdigkeit von Sekundärquellen einschätzen – 4. Terminologie und Urteile – 5. Missbrauch der Erinnerungen

[wird fortgesetzt]


Teil I

 

Den kritischen Blick schärfen


Verzeichnis: 1. Auf der Seite des Partisanen Marc Bloch –  2. Arbeiten mit Primärquellen – 3. Die Glaubwürdigkeit von Sekundärquellen einschätzen – 4. Terminologie und Urteile – 5. Missbrauch der Erinnerungen


«Dennoch glaube ich, dass es eine sehr effiziente Möglichkeit gibt, die Mängel des Internets pädagogisch fruchtbar zu machen. Sei es als Übung in der Klasse, als Untersuchung zu Hause oder als universitäre Seminararbeit zu folgendem Thema: „Finde zu Thema X einige unglaubwürdig Abhandlungen im Internet und begründe, warum sie nicht glaubwürdig sind.“. Diese Übung verlangt kritisches Vermögen und die Fähigkeit zum Vergleich unterschiedlicher Quellen – welche die Studenten mit dem Handwerk der Diskriminierung vertraut macht.» (Umberto Eco, Pape Satàn Aleppe. Cronache di una società liquida, La nave di Teseo, Milano 2016).

Die von Umberto Eco vorgeschlagene Übung könnte eine Möglichkeit sein, mit der kritischen Erziehung in puncto Web zu beginnen und Klarheit zu schaffen. Noch nie hatte die Menschheit ein solch großes Ausmaß an Informationen zur Verfügung. Noch nie gab es einen solch beständigen Fluss an Informationen, Bildern, Kommentierungen u.a. mehr, der für so viele Personen erreichbar ist und sie in einem Kontinuum ununterbrochener Reize hält. Sind diese Informationen alle von gleichem Wert? Und worin liegt ihre Brauchbarkeit?

Um die Fragen zu beantworten, wäre zunächst der Unterschied zwischen Kenntnis und Information zu klären.

Wir können darüber informiert sein, dass in Syrien ein Bürgerkrieg im Gange ist. Etwas anderes jedoch ist die Kenntnis über die kämpfenden Parteien, die Konfliktursachen, etc. Die Information darüber ist in kurzem Zeitaufwand möglich, während die Kenntnis ein Prozess darstellt, der Zeit erfordert, der mühsam ist und vor allem zur Diskussion stellt und korrigiert, was zuvor gewusst wurde.
Es geschieht jedoch häufiger, dass schnelle Informationen für etwas, dessen Verständnis volle Kenntnis voraussetzt, ausgetauscht werden. Wir können zum Beispiel Nachrichten über die Repressionen der Assad Polizei, oder über die militärische Unterstützung der syrischen Rebellen durch die westlichen- und sunnitischen Mächte, als «wahre und einzige» Ursache des syrischen Bürgerkriegs ansehen. Wir denken damit  genügend Kenntnis über ein Phänomen zu besitzen, über das wir aber nur einige vage Informationen haben.
Außerdem sind nicht alle Informationsquellen bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit gleichwertig. Im beständigen und nicht filtrierten Fluss an Nachrichten, wird das Wissen um die Unterscheidung der glaubwürdigen von den unglaubwürdigen Quellen essenziell.
In diesem Kontext scheint eine traditionelle Überlieferung, mittels einer ausschließlich frontalen Didaktik, von oben nach unten – zudem auch öfters als fragwürdig konnotiert – unzweckmäßig. Umso dringlicher bleibt die Notwendigkeit, sie als „vertikales“  Modell zu überdenken. Und so ist die Einbeziehung der Studierenden bei der Herstellung des Wissens unabdingbar. Dabei ist der Vermittlung einer kritischen Herangehensweise bei der Beschaffung, Analyse und Aneignung von Informationen und Kenntnissen Vorzug zu geben.

Das Lernen, sich den Quellen gegenüber kritisch zu verhalten, lässt den Schluss zu, dass die Erzählung der Geschichte nicht nur lediglich eine langweilige oder unterhaltsame Angelegenheit ist, sondern – jenseits genereller kultureller Kenntnisse – dem mehr oder weniger freiwilligen Zuhörern nichts erspart. Die Geschichte ist das beste Feld zur Anwendung der kritischen Methode, da sie eine Disziplin darstellt,  die dazu beiträgt, die Realität aus den Fakten mit ihren Ursache-Wirkung Verbindungen zu rekonstruieren. Die Historiker geben über die Stichhaltigkeit ihrer Darstellung durch kritische Offenlegung ihrer Quellen, mittels derer sie Vergangenheit rekonstruieren,  Rechenschaft ab. Die Arbeit des Historikers ist folglich ein Beispiel der angewandten kritischen Methodik. Mit der Verbreitung der Fähigkeit, diese Methode anzuwenden, können die notwendigen Instrumente an die Hand gegeben werden, die jedem die reale Befreiung von denen ermöglichen, die Ignoranz und Vorurteile ausbeuten, um verschiedenste hierarchische Formen zu bekräftigen.


 

1. Auf der Seite des Partisanen Marc Bloch

Wenn wir von «kritischer Methode» sprechen, beziehen wir uns auf das Werk Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers von Marc Bloch: Mithilfe verständlicher Beispiele, wollen wir in dieser Abhandlung die Nützlichkeit und Vorgehensweise einer historischen Recherche aufzeigen, die sich dieser Methodik bedient. Bloch wurde 1886 in Lion, in Frankreich geboren. Er studierte Geschichte, wurde Gymnasiallehrer und später Universitätsprofessor. Während des Ersten Weltkriegs wurde er mit einem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.  Nach dem Krieg lehrte er mittelalterliche Geschichte an der Straßburger Universität und danach Wirtschaftsgeschichte an der Pariser Sorbonne. Im Jahr 1929 gründete er mit Lucien Febvre die Zeitschrift Annales d’histoire economique et sociale. In den ’20 und ’30iger Jahren publizierte er einige wichtige Essays zur mittelalterlichen Geschichte. Nach der Naziinvasion im Jahr 1940 in Frankreich wurde er 1942 durch das faschistische Regime des Marschall Petain vom Lehrbetrieb ausgeschlossen. Marc Bloch ging in den Untergrund und wurde zu einer bedeutenden Person der Résistance als Organisator der Francs-tireurs und französischen Partisanen (FTPF). Im Jahr 1944 wurde er von den Nazis verhaftet und in Lion hingerichtet. Im Untergrund entwarf er die ‚Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers‘. Das Werk wurde 1949 posthum von seinem Freund und Kollegen Lucien Febvre veröffentlicht. Der Text wurde 1993 von seinem Sohn, Etienne Bloch, neu aufgelegt. In dieser Auflage sind kürzlich wieder entdeckte Teile des Werks eingearbeitet, die in den vorherigen Veröffentlichungen nicht erscheinen konnten.

Es ist kein Zufall, dass Marc Bloch seinen Text genau zu dem Zeitpunkt schrieb, als er am Kampf gegen den Nazifaschismus teilnahm: Waffe und Kultur sind für ihn die Mittel, um gegen die Mythen und Irrationalismen des Faschismus das zu verteidigen, was als „Kräfte der Vernunft“ bezeichnet wird. Ausgehend von Bloch’s Text können wir also skizzieren, was die grundlegenden Koordinaten der kritischen Methode sind. Zunächst einmal müssen wir uns fragen, wo der Historiker beginnt, um zu wissen, was in der Vergangenheit passiert ist.

«Kein Ägyptologe hat Ramses gekannt; kein Spezialist der Napoleonischen Kriege hat die Austerliz-Kanone gehört. Wir können daher nur auf der Grundlage von Zeugenaussagen über die Zeitalter sprechen, die uns vorausgingen. Wir befinden uns in der Situation des ermittelnden Richters, der versucht, ein Verbrechen zu rekonstruieren, das er überhaupt nicht gesehen hat».
Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 40.

Die Zeugen des Historikers sind die Dokumente, d. h. alle möglichen Spuren, die das Leben der Menschen in der Vergangenheit hinterlassen hat: ein Gebäude, ein Objekt, ein Schreiben, ein Lied, eine Fotografie, ein Film, eine mündlich überlieferte Geschichte… Dokumente sind solche, die im schulischen Umfeld normalerweise als primäre Quellen bezeichnet werden, während ihre historiografischen Bearbeitungen normalerweise als sekundäre Quellen bezeichnet werden. Lexikon der Geschichte der Enzyklopädie Treccani:

«Primärquellen sind solche, die aus direkten und zeitgenössischen Spuren einer menschlichen Präsenz oder Aktivität im Zusammenhang mit dem Forschungsgegenstand bestehen (schriftliche Dokumente, mündliche Zeugnisse, Gebrauchsgegenstände, Zeitungen und Zeitschriften usw. ). Sekundärquellen hingegen sind solche, die aus historiografischen Werken stammen, die wiederum das Ergebnis von Arbeiten an Quellen sind.»

Der Historiker verhält sich seinen Quellen gegenüber nie passiv:

«Jede historische Forschung setzt von Anfang an voraus, dass die Untersuchung bereits eine Richtung hat. Niemals  hat die passive Beobachtung in irgendeiner Wissenschaft etwas Fruchtbares hervorgebracht. Voraussetzung jedoch ist, dass sie möglich ist.» Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 51.

Mit anderen Worten, es muss eine Forschungsfrage geben, eine These, die nachgewiesen werden muss. Woher kommt diese These oder Frage? Von den Interessen derjenigen, die die Forschung selbst durchführen, von denen in der Gesellschaft, die sie umgeben, von ihren Idealen, von ihren Vorurteilen und ihren bisherigen Erfahrungen, von dem öffentlichen Diskurs, in dem sie eingebettet sind. Daher ist jede Forschung, jede Untersuchung bereits aus der Sicht dessen, der sie durchführt, und durch den Kontext, in dem sie durchgeführt wird, geprägt.
Keine Forschung und keine Erzählung, ob historisch oder wissenschaftlich, kann „unparteiisch“ sein. Jeder Mensch ist Teil der Konflikte und steht in der Mentalität seiner Zeit, ob er sie wahrnimmt oder nicht. Man kann höchstens intellektuell ehrlich sein, indem man das Erarbeitete offenbart und alle Schritte und Werkzeuge aufzeigt, mit denen man zu einem bestimmten Ergebnis gekommen ist.
Die intellektuelle Ehrlichkeit setzt gerade voraus, dass man sich der eigenen Parteilichkeit bewusst ist und seinen eigenen Standpunkt erklärt. Sich selbst als „post-ideologisch“ zu erklären, heißt nichts, außer dass man sich an die Ideologie der herrschenden Klassen des beginnenden 21. Jahrhunderts hält und nicht in der Lage ist, die Parteilichkeit des eigenen Standpunktes zu erkennen, der dann unhistorisch als „Vernunft“ ausgegeben wird.

 

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2. Mit Primärquellen arbeiten

Der Historiker stellt nicht nur eine generelle Forschungsfrage, sondern er muss auch jedes einzelne Dokument, das er für nützlich hält, befragen. Dokumente sind keine absolute Wahrheiten.  Sie sind immer Produkte einer Person (oder einer Gruppe von Personen) aus einem bestimmten Blickwinkel und mit einem bestimmten Zweck erstellt; der Historiker kann sich daher nicht darauf beschränken, die Dokumente passiv zu beobachten, sondern muss sie einer kritischen Analyse unterziehen oder sie mithilfe eines Fragebogens, d. h. einer Reihe von Fragen, die für die Extrapolation für ihn interessanter Informationen nützlich sind, bearbeiten.

«Natürlich ist es wichtig, dass diese begründete Auswahl von Fragen äußerst duktil und dabei empfänglich ist, sich auf dem weiteren Weg, um eine Menge neuer Punkte bereichern zu können, die allen Überraschungen offen stehen. In jedem Fall, um von Anfang an als ein Magnet für Dokumentensplitter dienen zu können. Die Reiseroute, die der Forscher von Anfang an festlegt, das weiß er im Voraus genau, dass er sie nicht Schritt für Schritt befolgen wird. Aber wenn er nicht eine hat, riskiert er, sich ewig zu irren ». Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 51.

Doch das Hinterfragen von Dokumenten reicht nicht aus: Es ist auch notwendig, sie zu vergleichen und zu kontextualisieren, d. h. sich zu fragen, wann, von wem und warum (mit welchem Zweck) sie produziert wurden. Man kann die in einem Dokument enthaltenen Informationen nicht bewerten, und oft nicht einmal die Authentizität derselben, es sei denn, man vergleicht sie mit anderen und stellt sie in einen genauen Zusammenhang.

«Nehmen wir an, dass von einer verschwundenen Zivilisation nur noch ein Objekt übrig geblieben ist und dass die Bedingungen seiner Entdeckung darüber hinaus auch verhindern, dass sie mit fremden Spuren wie der geologischen Sedimentation [. . . ] in Verbindung gebracht werden kann. Es wird völlig unmöglich sein, diesen einzigen Überrest zu datieren und seine Authentizität zu beurteilen. Ein solches Dokument lässt sich also nicht datieren und überprüfen, es sei denn, es kann in eine chronologische Reihe oder in einen synchronischen Zusammenhang eingefügt werden.». Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 82.

Schauen wir uns dafür ein Beispiel an, wie Bloch ein Dokument befragt, vergleicht und kontextualisiert:

„In seinen Memoiren, die so viele junge Herzen höherschlagen ließen, erzählt der [napoleonische General] Marbot in aller Ausführlichkeit von einer kühnen Tat, von der er behauptet, Protagonist gewesen zu sein. Nach seiner Aussage durchquerte er in der Nacht vom 7. bis 8. Mai 1809 mit einem Boot die stürmischen Wogen der Hochwasser führenden Donau, um am anderen Ufer einige österreichische Soldaten gefangen zu nehmen. Wie kann man die Anekdote überprüfen? Indem wir andere Zeugenaussagen hinzuziehen. Wir sind im Besitz der Befehle, darunter die Marschbefehle, die Berichte der sich gegenüberstehen Armeen: Sie bestätigen, dass in der berühmten Nacht, die österreichischen Korps, deren Biwaks Marbot behauptet, am linken Ufer der Donau vorgefunden zu haben, zu der Zeit noch das gegenüber liegende Ufer besetzt hielten.   Aus den eigenen Korrespondenzen Napoleons geht hervor, dass am 8. Mai das Hochwasser noch nicht begonnen hat. Schließlich wurde von Marbot ein persönlicher Antrag auf Beförderung gefunden, der am 30. Juni 1809 verfasst wurde. Unter den Verdiensten, die er anführt,  ist mit keinem Wort die sogenannte Heldentat vom Monat zuvor erwähnt. Auf der einen Seite also, die Memoiren; auf der anderen eine ganze Menge Texte, die sie widerlegen. Wir müssen uns zwischen diese unvereinbaren Zeugenaussagen entscheiden. Welche Darstellung ist am wahrscheinlichsten? Ob wohl die Generalstäbe, vielleicht der Kaiser selbst sich geirrt haben (es sei denn, sie hätte absichtlich die Tatsachen verändert), oder dass Marbot, der nach Beförderung strebte, aus falscher Bescheidenheit handelte?  Oder dass er später als ein gealterter Soldat, deren Aufschneiderei im Übrigen gut bekannt sind, der Wahrheit wieder einmal ein Schnippchen geschlagen hat? Sicherlich wird niemand zögern: Die Memoiren haben hier gelogen.“ Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 85-86.

Bloch hat versucht, die Wahrhaftigkeit der Erinnerungen von Marbot zu überprüfen. Er befragte die im Alter niedergeschriebenen Memoiren des napoleonischen Offiziers auf einen Hergang, den er mit anderen 1809 entstandenen Dokumenten – also zum Zeitpunkt seiner „heroischen Tat“ – verglich. Der Vergleich ergab, dass diese Dokumente den aufgeschriebenen Erinnerungen Marbots widersprachen. Wem also vertrauen? An dieser Stelle kontextualisiert Bloch die Dokumente und fragt danach, wer sie mit welcher Absicht geschrieben hat. Die Fragen ergeben, dass die Dokumente von 1809, die dieses Unternehmen Marbots weder erwähnen noch abstreiten, keinen Grund erkennen lassen, deswegen zu lügen. Der indessen hätte durchaus seine Biographie beschönigen wollen oder auch sich lediglich verzerrt an den Vorfall erinnert. Deswegen ist anzunehmen, dass Marbot, bewusst oder auch nicht, die Fakten verfälscht hat. 
Nicht immer beruht ein aus falschen Informationen bestehendes Zeugnis auf der Vorsätzlichkeit des Zeugen. Es kommt vor, dass die Zeugen nicht die objektive Realität, sondern ihre vorgefassten Überzeugungen (Erkenntnisse, Vorurteile, Erwartungen etc.) wiedergeben. 

„Fast immer ist der Irrtum im Voraus programmiert. Vor allem verbreitet er sich und schlägt nur dann Wurzeln, wenn er mit den vorgefassten Überzeugungen der öffentlichen Meinung übereinstimmt; er wirkt dann wie ein Spiegel, in dem das kollektive Bewusstsein seine eigenen Maserungen betrachtet. Viele belgische Häuser besitzen an ihrer Fassade enge Spalten, die dazu dienen, den mit Malerarbeiten betrauten Arbeitern, das Errichten des Baugerüstes zu erleichtern; in diesen harmlosen Behelfen der Handwerker hätten die deutschen Soldaten, sich 1914 niemals eingebildet, ebenso viele Schießscharten von Scharfschützen  zu sehen, wenn ihre Fantasie nicht vor langer Zeit von der Angst vor der Guerilla angeregt worden wäre.“ Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 82.

Es ist darüber hinaus zu bemerken, dass die Erinnerung im Lauf der Zeit und den Wechseln in der Sichtweise der Zeitzeugen  modifiziert, amputiert und durcheinander gerät.
All diese Überlegungen Blochs sollten uns von dem Fetischismus des Einzeldokumentes oder des einzelnen Zeugnisses, das „gerade entdeckt!“ oder „nach Jahrzehnten der Zensur gefunden!“ wurde, befreien. Das sollten sie auch hinsichtlich des blinden Vertrauens in die „historische Erzählung des Großvaters“. Alle Dokumente sind im Kontext zu überprüfen, ebenso die mündlichen, auch jene des Großvaters. Vor allem die deines Großvaters. 

Didaktische Übung

Als einfache Übung einer Kontextualisierung ist eine kleine Sammlung von Dokumenten unterschiedlichen Typs anzulegen und mit einer kurzen Checkliste zu überprüfen:

  • Um was für ein Dokument handelt es sich?
  • Wer hat es angefertigt?
  • Wann?
  • Wo?
  • Wer ist der Adressat?
  • Mit welcher Absicht?
  • Was weiß ich zum Kontext?
  • Wer hat das Dokument aufbewahrt und warum? 
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Teil II: 3. Die Glaubwürdigkeit von Sekundärquellen einschätzen – 4. Terminologie und Urteile – 5. Missbrauch der Erinnerungen

[wird fortgesetzt]


Zu den Autoren: Nicoletta Bourbaki ist eine Arbeitsgruppe zu Geschichtsrevisionismus im Netz, über gefälschte historische Informationen und über neofaschistische Ideologien. Sie wurde 2012 während einer Diskussion auf dem Blog Giap von Wu Ming ins Leben gerufen. Sie wird inhaltlich getragen von Historikern, Aktivisten und einfach nur von Geschichtsinteressierten. Ihr Name spielt auf die Mathematikergruppe «Nicolas Bourbaki» an, die in den Dreißigerjahren bis in die Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts in Frankreich aktiv war. 


Teil I

 

Den kritischen Blick schärfen


Verzeichnis: 1. Auf der Seite des Partisanen Marc Bloch –  2. Arbeiten mit Primärquellen – 3. Die Glaubwürdigkeit von Sekundärquellen einschätzen – 4. Terminologie und Urteile – 5. Missbrauch der Erinnerungen


«Dennoch glaube ich, dass es eine sehr effiziente Möglichkeit gibt, die Mängel des Internets pädagogisch fruchtbar zu machen. Sei es als Übung in der Klasse, als Untersuchung zu Hause oder als universitäre Seminararbeit zu folgendem Thema: „Finde zu Thema X einige unglaubwürdig Abhandlungen im Internet und begründe, warum sie nicht glaubwürdig sind.“. Diese Übung verlangt kritisches Vermögen und die Fähigkeit zum Vergleich unterschiedlicher Quellen – welche die Studenten mit dem Handwerk der Diskriminierung vertraut macht.» (Umberto Eco, Pape Satàn Aleppe. Cronache di una società liquida, La nave di Teseo, Milano 2016).

Die von Umberto Eco vorgeschlagene Übung könnte eine Möglichkeit sein, mit der kritischen Erziehung in puncto Web zu beginnen und Klarheit zu schaffen. Noch nie hatte die Menschheit ein solch großes Ausmaß an Informationen zur Verfügung. Noch nie gab es einen solch beständigen Fluss an Informationen, Bildern, Kommentierungen u.a. mehr, der für so viele Personen erreichbar ist und sie in einem Kontinuum ununterbrochener Reize hält. Sind diese Informationen alle von gleichem Wert? Und worin liegt ihre Brauchbarkeit?

Um die Fragen zu beantworten, wäre zunächst der Unterschied zwischen Kenntnis und Information zu klären.

Wir können darüber informiert sein, dass in Syrien ein Bürgerkrieg im Gange ist. Etwas anderes jedoch ist die Kenntnis über die kämpfenden Parteien, die Konfliktursachen, etc. Die Information darüber ist in kurzem Zeitaufwand möglich, während die Kenntnis ein Prozess darstellt, der Zeit erfordert, der mühsam ist und vor allem zur Diskussion stellt und korrigiert, was zuvor gewusst wurde.
Es geschieht jedoch häufiger, dass schnelle Informationen für etwas, dessen Verständnis volle Kenntnis voraussetzt, ausgetauscht werden. Wir können zum Beispiel Nachrichten über die Repressionen der Assad Polizei, oder über die militärische Unterstützung der syrischen Rebellen durch die westlichen- und sunnitischen Mächte, als «wahre und einzige» Ursache des syrischen Bürgerkriegs ansehen. Wir denken damit  genügend Kenntnis über ein Phänomen zu besitzen, über das wir aber nur einige vage Informationen haben.
Außerdem sind nicht alle Informationsquellen bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit gleichwertig. Im beständigen und nicht filtrierten Fluss an Nachrichten, wird das Wissen um die Unterscheidung der glaubwürdigen von den unglaubwürdigen Quellen essenziell.
In diesem Kontext scheint eine traditionelle Überlieferung, mittels einer ausschließlich frontalen Didaktik, von oben nach unten – zudem auch öfters als fragwürdig konnotiert – unzweckmäßig. Umso dringlicher bleibt die Notwendigkeit, sie als „vertikales“  Modell zu überdenken. Und so ist die Einbeziehung der Studierenden bei der Herstellung des Wissens unabdingbar. Dabei ist der Vermittlung einer kritischen Herangehensweise bei der Beschaffung, Analyse und Aneignung von Informationen und Kenntnissen Vorzug zu geben.

Das Lernen, sich den Quellen gegenüber kritisch zu verhalten, lässt den Schluss zu, dass die Erzählung der Geschichte nicht nur lediglich eine langweilige oder unterhaltsame Angelegenheit ist, sondern – jenseits genereller kultureller Kenntnisse – dem mehr oder weniger freiwilligen Zuhörern nichts erspart. Die Geschichte ist das beste Feld zur Anwendung der kritischen Methode, da sie eine Disziplin darstellt,  die dazu beiträgt, die Realität aus den Fakten mit ihren Ursache-Wirkung Verbindungen zu rekonstruieren. Die Historiker geben über die Stichhaltigkeit ihrer Darstellung durch kritische Offenlegung ihrer Quellen, mittels derer sie Vergangenheit rekonstruieren,  Rechenschaft ab. Die Arbeit des Historikers ist folglich ein Beispiel der angewandten kritischen Methodik. Mit der Verbreitung der Fähigkeit, diese Methode anzuwenden, können die notwendigen Instrumente an die Hand gegeben werden, die jedem die reale Befreiung von denen ermöglichen, die Ignoranz und Vorurteile ausbeuten, um verschiedenste hierarchische Formen zu bekräftigen.


 

1. Auf der Seite des Partisanen Marc Bloch

Wenn wir von «kritischer Methode» sprechen, beziehen wir uns auf das Werk Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers von Marc Bloch: Mithilfe verständlicher Beispiele, wollen wir in dieser Abhandlung die Nützlichkeit und Vorgehensweise einer historischen Recherche aufzeigen, die sich dieser Methodik bedient. Bloch wurde 1886 in Lion, in Frankreich geboren. Er studierte Geschichte, wurde Gymnasiallehrer und später Universitätsprofessor. Während des Ersten Weltkriegs wurde er mit einem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.  Nach dem Krieg lehrte er mittelalterliche Geschichte an der Straßburger Universität und danach Wirtschaftsgeschichte an der Pariser Sorbonne. Im Jahr 1929 gründete er mit Lucien Febvre die Zeitschrift Annales d’histoire economique et sociale. In den ’20 und ’30iger Jahren publizierte er einige wichtige Essays zur mittelalterlichen Geschichte. Nach der Naziinvasion im Jahr 1940 in Frankreich wurde er 1942 durch das faschistische Regime des Marschall Petain vom Lehrbetrieb ausgeschlossen. Marc Bloch ging in den Untergrund und wurde zu einer bedeutenden Person der Résistance als Organisator der Francs-tireurs und französischen Partisanen (FTPF). Im Jahr 1944 wurde er von den Nazis verhaftet und in Lion hingerichtet. Im Untergrund entwarf er die ‚Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers‘. Das Werk wurde 1949 posthum von seinem Freund und Kollegen Lucien Febvre veröffentlicht. Der Text wurde 1993 von seinem Sohn, Etienne Bloch, neu aufgelegt. In dieser Auflage sind kürzlich wieder entdeckte Teile des Werks eingearbeitet, die in den vorherigen Veröffentlichungen nicht erscheinen konnten.

Es ist kein Zufall, dass Marc Bloch seinen Text genau zu dem Zeitpunkt schrieb, als er am Kampf gegen den Nazifaschismus teilnahm: Waffe und Kultur sind für ihn die Mittel, um gegen die Mythen und Irrationalismen des Faschismus das zu verteidigen, was als „Kräfte der Vernunft“ bezeichnet wird. Ausgehend von Bloch’s Text können wir also skizzieren, was die grundlegenden Koordinaten der kritischen Methode sind. Zunächst einmal müssen wir uns fragen, wo der Historiker beginnt, um zu wissen, was in der Vergangenheit passiert ist.

«Kein Ägyptologe hat Ramses gekannt; kein Spezialist der Napoleonischen Kriege hat die Austerliz-Kanone gehört. Wir können daher nur auf der Grundlage von Zeugenaussagen über die Zeitalter sprechen, die uns vorausgingen. Wir befinden uns in der Situation des ermittelnden Richters, der versucht, ein Verbrechen zu rekonstruieren, das er überhaupt nicht gesehen hat».
Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 40.

Die Zeugen des Historikers sind die Dokumente, d. h. alle möglichen Spuren, die das Leben der Menschen in der Vergangenheit hinterlassen hat: ein Gebäude, ein Objekt, ein Schreiben, ein Lied, eine Fotografie, ein Film, eine mündlich überlieferte Geschichte… Dokumente sind solche, die im schulischen Umfeld normalerweise als primäre Quellen bezeichnet werden, während ihre historiografischen Bearbeitungen normalerweise als sekundäre Quellen bezeichnet werden. Lexikon der Geschichte der Enzyklopädie Treccani:

«Primärquellen sind solche, die aus direkten und zeitgenössischen Spuren einer menschlichen Präsenz oder Aktivität im Zusammenhang mit dem Forschungsgegenstand bestehen (schriftliche Dokumente, mündliche Zeugnisse, Gebrauchsgegenstände, Zeitungen und Zeitschriften usw. ). Sekundärquellen hingegen sind solche, die aus historiografischen Werken stammen, die wiederum das Ergebnis von Arbeiten an Quellen sind.»

Der Historiker verhält sich seinen Quellen gegenüber nie passiv:

«Jede historische Forschung setzt von Anfang an voraus, dass die Untersuchung bereits eine Richtung hat. Niemals  hat die passive Beobachtung in irgendeiner Wissenschaft etwas Fruchtbares hervorgebracht. Voraussetzung jedoch ist, dass sie möglich ist.» Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 51.

Mit anderen Worten, es muss eine Forschungsfrage geben, eine These, die nachgewiesen werden muss. Woher kommt diese These oder Frage? Von den Interessen derjenigen, die die Forschung selbst durchführen, von denen in der Gesellschaft, die sie umgeben, von ihren Idealen, von ihren Vorurteilen und ihren bisherigen Erfahrungen, von dem öffentlichen Diskurs, in dem sie eingebettet sind. Daher ist jede Forschung, jede Untersuchung bereits aus der Sicht dessen, der sie durchführt, und durch den Kontext, in dem sie durchgeführt wird, geprägt.
Keine Forschung und keine Erzählung, ob historisch oder wissenschaftlich, kann „unparteiisch“ sein. Jeder Mensch ist Teil der Konflikte und steht in der Mentalität seiner Zeit, ob er sie wahrnimmt oder nicht. Man kann höchstens intellektuell ehrlich sein, indem man das Erarbeitete offenbart und alle Schritte und Werkzeuge aufzeigt, mit denen man zu einem bestimmten Ergebnis gekommen ist.
Die intellektuelle Ehrlichkeit setzt gerade voraus, dass man sich der eigenen Parteilichkeit bewusst ist und seinen eigenen Standpunkt erklärt. Sich selbst als „post-ideologisch“ zu erklären, heißt nichts, außer dass man sich an die Ideologie der herrschenden Klassen des beginnenden 21. Jahrhunderts hält und nicht in der Lage ist, die Parteilichkeit des eigenen Standpunktes zu erkennen, der dann unhistorisch als „Vernunft“ ausgegeben wird.

 

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2. Mit Primärquellen arbeiten

Der Historiker stellt nicht nur eine generelle Forschungsfrage, sondern er muss auch jedes einzelne Dokument, das er für nützlich hält, befragen. Dokumente sind keine absolute Wahrheiten.  Sie sind immer Produkte einer Person (oder einer Gruppe von Personen) aus einem bestimmten Blickwinkel und mit einem bestimmten Zweck erstellt; der Historiker kann sich daher nicht darauf beschränken, die Dokumente passiv zu beobachten, sondern muss sie einer kritischen Analyse unterziehen oder sie mithilfe eines Fragebogens, d. h. einer Reihe von Fragen, die für die Extrapolation für ihn interessanter Informationen nützlich sind, bearbeiten.

«Natürlich ist es wichtig, dass diese begründete Auswahl von Fragen äußerst duktil und dabei empfänglich ist, sich auf dem weiteren Weg, um eine Menge neuer Punkte bereichern zu können, die allen Überraschungen offen stehen. In jedem Fall, um von Anfang an als ein Magnet für Dokumentensplitter dienen zu können. Die Reiseroute, die der Forscher von Anfang an festlegt, das weiß er im Voraus genau, dass er sie nicht Schritt für Schritt befolgen wird. Aber wenn er nicht eine hat, riskiert er, sich ewig zu irren ». Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 51.

Doch das Hinterfragen von Dokumenten reicht nicht aus: Es ist auch notwendig, sie zu vergleichen und zu kontextualisieren, d. h. sich zu fragen, wann, von wem und warum (mit welchem Zweck) sie produziert wurden. Man kann die in einem Dokument enthaltenen Informationen nicht bewerten, und oft nicht einmal die Authentizität derselben, es sei denn, man vergleicht sie mit anderen und stellt sie in einen genauen Zusammenhang.

«Nehmen wir an, dass von einer verschwundenen Zivilisation nur noch ein Objekt übrig geblieben ist und dass die Bedingungen seiner Entdeckung darüber hinaus auch verhindern, dass sie mit fremden Spuren wie der geologischen Sedimentation [. . . ] in Verbindung gebracht werden kann. Es wird völlig unmöglich sein, diesen einzigen Überrest zu datieren und seine Authentizität zu beurteilen. Ein solches Dokument lässt sich also nicht datieren und überprüfen, es sei denn, es kann in eine chronologische Reihe oder in einen synchronischen Zusammenhang eingefügt werden.». Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 82.

Schauen wir uns dafür ein Beispiel an, wie Bloch ein Dokument befragt, vergleicht und kontextualisiert:

„In seinen Memoiren, die so viele junge Herzen höherschlagen ließen, erzählt der [napoleonische General] Marbot in aller Ausführlichkeit von einer kühnen Tat, von der er behauptet, Protagonist gewesen zu sein. Nach seiner Aussage durchquerte er in der Nacht vom 7. bis 8. Mai 1809 mit einem Boot die stürmischen Wogen der Hochwasser führenden Donau, um am anderen Ufer einige österreichische Soldaten gefangen zu nehmen. Wie kann man die Anekdote überprüfen? Indem wir andere Zeugenaussagen hinzuziehen. Wir sind im Besitz der Befehle, darunter die Marschbefehle, die Berichte der sich gegenüberstehen Armeen: Sie bestätigen, dass in der berühmten Nacht, die österreichischen Korps, deren Biwaks Marbot behauptet, am linken Ufer der Donau vorgefunden zu haben, zu der Zeit noch das gegenüber liegende Ufer besetzt hielten.   Aus den eigenen Korrespondenzen Napoleons geht hervor, dass am 8. Mai das Hochwasser noch nicht begonnen hat. Schließlich wurde von Marbot ein persönlicher Antrag auf Beförderung gefunden, der am 30. Juni 1809 verfasst wurde. Unter den Verdiensten, die er anführt,  ist mit keinem Wort die sogenannte Heldentat vom Monat zuvor erwähnt. Auf der einen Seite also, die Memoiren; auf der anderen eine ganze Menge Texte, die sie widerlegen. Wir müssen uns zwischen diese unvereinbaren Zeugenaussagen entscheiden. Welche Darstellung ist am wahrscheinlichsten? Ob wohl die Generalstäbe, vielleicht der Kaiser selbst sich geirrt haben (es sei denn, sie hätte absichtlich die Tatsachen verändert), oder dass Marbot, der nach Beförderung strebte, aus falscher Bescheidenheit handelte?  Oder dass er später als ein gealterter Soldat, deren Aufschneiderei im Übrigen gut bekannt sind, der Wahrheit wieder einmal ein Schnippchen geschlagen hat? Sicherlich wird niemand zögern: Die Memoiren haben hier gelogen.“ Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 85-86.

Bloch hat versucht, die Wahrhaftigkeit der Erinnerungen von Marbot zu überprüfen. Er befragte die im Alter niedergeschriebenen Memoiren des napoleonischen Offiziers auf einen Hergang, den er mit anderen 1809 entstandenen Dokumenten – also zum Zeitpunkt seiner „heroischen Tat“ – verglich. Der Vergleich ergab, dass diese Dokumente den aufgeschriebenen Erinnerungen Marbots widersprachen. Wem also vertrauen? An dieser Stelle kontextualisiert Bloch die Dokumente und fragt danach, wer sie mit welcher Absicht geschrieben hat. Die Fragen ergeben, dass die Dokumente von 1809, die dieses Unternehmen Marbots weder erwähnen noch abstreiten, keinen Grund erkennen lassen, deswegen zu lügen. Der indessen hätte durchaus seine Biographie beschönigen wollen oder auch sich lediglich verzerrt an den Vorfall erinnert. Deswegen ist anzunehmen, dass Marbot, bewusst oder auch nicht, die Fakten verfälscht hat. 
Nicht immer beruht ein aus falschen Informationen bestehendes Zeugnis auf der Vorsätzlichkeit des Zeugen. Es kommt vor, dass die Zeugen nicht die objektive Realität, sondern ihre vorgefassten Überzeugungen (Erkenntnisse, Vorurteile, Erwartungen etc.) wiedergeben. 

„Fast immer ist der Irrtum im Voraus programmiert. Vor allem verbreitet er sich und schlägt nur dann Wurzeln, wenn er mit den vorgefassten Überzeugungen der öffentlichen Meinung übereinstimmt; er wirkt dann wie ein Spiegel, in dem das kollektive Bewusstsein seine eigenen Maserungen betrachtet. Viele belgische Häuser besitzen an ihrer Fassade enge Spalten, die dazu dienen, den mit Malerarbeiten betrauten Arbeitern, das Errichten des Baugerüstes zu erleichtern; in diesen harmlosen Behelfen der Handwerker hätten die deutschen Soldaten, sich 1914 niemals eingebildet, ebenso viele Schießscharten von Scharfschützen  zu sehen, wenn ihre Fantasie nicht vor langer Zeit von der Angst vor der Guerilla angeregt worden wäre.“ Marc Bloch, Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers, Übers. Giuseppe Gouthier, Einaudi, Torino 1998, p. 82.

Es ist darüber hinaus zu bemerken, dass die Erinnerung im Lauf der Zeit und den Wechseln in der Sichtweise der Zeitzeugen  modifiziert, amputiert und durcheinander gerät.
All diese Überlegungen Blochs sollten uns von dem Fetischismus des Einzeldokumentes oder des einzelnen Zeugnisses, das „gerade entdeckt!“ oder „nach Jahrzehnten der Zensur gefunden!“ wurde, befreien. Das sollten sie auch hinsichtlich des blinden Vertrauens in die „historische Erzählung des Großvaters“. Alle Dokumente sind im Kontext zu überprüfen, ebenso die mündlichen, auch jene des Großvaters. Vor allem die deines Großvaters. 

Didaktische Übung

Als einfache Übung einer Kontextualisierung ist eine kleine Sammlung von Dokumenten unterschiedlichen Typs anzulegen und mit einer kurzen Checkliste zu überprüfen:

  • Um was für ein Dokument handelt es sich?
  • Wer hat es angefertigt?
  • Wann?
  • Wo?
  • Wer ist der Adressat?
  • Mit welcher Absicht?
  • Was weiß ich zum Kontext?
  • Wer hat das Dokument aufbewahrt und warum? 
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Teil II: 3. Die Glaubwürdigkeit von Sekundärquellen einschätzen – 4. Terminologie und Urteile – 5. Missbrauch der Erinnerungen

[wird fortgesetzt]

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