Jilets Jaunes Acte XVIII: Bürger-Manifest

Dieser Samstag, 16. März 2019 schreibt paris luttes ist ein Alptraum für die Polizeipräfektur in Paris. Es werden 3 große Demonstrationen stattfinden:

der Klimamarsch, der Solidaritätsmarsch, und schließlich die der Bewegung der Gilets Jaunes (über die Links: weitere Infos in franz. Sprache) und abends dann noch eine gemeinsame Soirée zur Unterstützung des Netzwerks freie Medien in Montreuil. Das Netzwerk wurde 2013 ins Leben gerufen und vereinigt antiautoritäte Infoseiten von ganz Frankreich und der Schweiz.

In Vorbereitung eines weiteren Tags des Widerstandes der Gilets Jaunes, war folgendes „Bürgermanifest“ zu lesen, das eine eindeutige Sprache spricht und hier in der Übersetzung wiedergegeben wird.

Avis aux Citoyens

Nachricht an die Bürger

DateiComuneParis_Colonne_vendome
1871: Comune de Paris

Wir, Bürger aus allen Gesellschaftsschichten, allen Ländern, jeglichen Alters, wir beteuern die Notwendigkeit einer vollständigen Abschaffung veralteter Gesetze, welche die Bevölkerung versklaven und den von Männern und Frauen produzierte Reichtum als Profit einer Kaste garantieren.  Wir wollen auf den Ruinen der „alten Welt“ eine gerechte Gesellschaft aufbauen, in der die Entscheidungsgewalt jedes Einzelnen über sein eigenes Leben und die Angelegenheiten der Stadt wiederhergestellt wird. Mit anderen Worten, wir wollen freie Vereinbarungen zwischen den Völkern und die Wiederherstellung unseres individuellen und kollektiven Schicksals.

Im Einklang mit dieser Idee bitten wir alle, den gesunden Menschenverstand mit der erforderlichen Strenge und Redlichkeit in der gegenwärtigen Situation urteilen zu lassen: d. h. in Bezug auf eine Gesellschaft, die die freie Entwicklung ihrer Mitglieder sowie das gemeinsame Interesse zum Eigennutz kommerzieller und egoistischer Interessen missachtet. In Anbetracht der menschlichen Tragödien, der psychologischen und ökologischen Schäden, die von der vorherrschenden Ideologie ausgehen, glauben wir, dass es jetzt an der Zeit ist, dass jede/r Einzelne in seiner Seele und seinem Gewissen Stellung bezieht. Sich dafür zu entscheiden, mit Mut aufzustehen, oder sich mit Gleichgültigkeit gegenüber der Katastrophe vor Augen zufrieden zu geben, Jede und Jeder muss seine Entscheidung mit Verantwortung und Klarheit treffen.

Schließlich stellen wir fest, dass es keine politische Partei und keine Gesetzgebung gegeben hat und wahrscheinlich auch nicht geben wird, die unserem Anliegen dienen.  Diese Feststellung machen wir aus lang erworbener Erfahrung. Es empfiehlt sich, das Problem selbst in die Hand zu nehmen, weil niemand anderes als wir dazu in der Lage ist, unsere ferneren oder direkten Interessen so gut wie möglich zu bedienen. Das Schicksal unserer Alten, unserer Kinder und ihrer Nachkommen ist jetzt unsere Sache: laden wir unsere  Verantwortlichkeit nicht mehr bei anderen ab und bemühen wir uns, die zu sein, als die wir uns in Zukunft zu sehen wünschen.

Schließlich beabsichtigen wir, um unseren Standpunkt ein für allemal zu klären, eine Gesellschaft wieder aufzubauen, die auf geschwisterlichen Werten basiert. Es ist eine Gesellschaft, in der die Gemeinschaft wieder zum Mittelpunkt geworden ist und in der die Entwicklung individueller Qualitäten die verbindende Dynamik ist. Lasst uns produzieren, um die Bedürfnisse aller zu befriedigen und eine gerechte Verteilung des Reichtums zu erreichen; lasst uns in Respekt und Würde für jeden Menschen arbeiten; und vor allem lasst uns nicht länger zulassen, dass eine privilegierte Kaste unsere Arbeit genießt und unsere Ambitionen für eine florierende Zukunft und eine fruchtbare Umwelt für alle zunichte macht.

Es ist also an der Zeit, das wiederherzustellen, was historisch gesehen uns rechtmäßig gehört: unsere Freiheit und unser eigentliches Recht, uns selbst zu regieren, und damit einen tiefgreifenden Wandel in der heutigen Gesellschaft einzuleiten. Tun wir das aus eigener Kraft, was von unseren Vorfahren während der Pariser Kommune 1871 begonnen haben. Erinnern wir uns an das starke Streben nach Freiheit und Gleichheit, das in diesem historischen Ereignis auf die Tagesordnung gesetzt wurde, sowie an den sozialen Fortschritt, der in nur zwei Monaten erreicht wurde. Und vergessen wir natürlich nicht das traurige Schicksal, das diesen tapferen Frauen und Männer vorbehalten war, die in der Blutigen Woche unter unmenschlicher Unterdrückung massakriert wurden.

Was die Frage betrifft, wer heute die „Versailles“ sind, kann sicherlich selbst beantwortet werden. Geben wir ihnen nicht die Gelegenheit, die Geschichte zu wiederholen und übernehmen wir das Heft: Organisieren wir uns und stehen wir solidarisch zusammen, angesichts der Gefahr, die auf uns zukommt: denn die herrschende Regierung hat bereits zynisch in ihrer Grausamkeit und Aggressivität ihre Haltung bestätigt, die sie gegen unsere Bestrebungen, die wirklich demokratisch sind, einnimmt.

Übersetzung F.Hecker

 

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