Venezuela: Auf dem Weg zum Bürgerkrieg

Hacia la guerra civil en Venezuela

Verso la guerra civile in Venezuela

v. Raúl Zibechi


Der uruguayische Schriftsteller und Journalist ist sozusagen von Haus aus versierter Kenner der  lateinamerikanischen politischen Verhältnisse und der sozialen Bewegungen . Er beschreibt in diesem Artikel die Ereignisse in Venezuela im Kontext einer geopolitischen Transformation unter besonderer  Berücksichtigung der globalen Hegemoniekrise der Vereinigten Staaten.


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Venezuela: Auf dem Weg zum Bürgerkrieg

Autor: Raúl Zibechi; Übersetzung: FHecker 

Maduro und Guaidó

Als Donald Trum im Dezember letzten Jahres entschied, die Truppen aus Syrien abzuziehen, tat er es deshalb, weil er bereits den Beschluss gefasst hatte, eine neue Kriegsfront zu eröffnen. Diese neue Front, das können wir ohne Zweifel sagen, wird Lateinamerika sein.  Venezuela ist lediglich die erste Schanze in der Planung des Pentagon, die Kontrolle im Vorgarten zu behaupten. Dies zu einem Zeitpunkt, wo sich die geopolitische mondiale Herrschaft in einer beispiellosen Krise befindet.

Derzeit sind die Vereinigten Staaten nicht in der Lage, Kriege in Asien zu führen. Sie sind nicht in der Lage, China oder dem Regime Nordkoreas, einer obszönen Diktatur, mit der sie seit über einem Jahr verhandeln, den Krieg zu erklären. Sie sind nicht einmal in der Lage, ihre militärische Intervention im Nahen Osten fortzusetzen, die jetzt dem militärischen Einsatz Russlands und des Irans unterstellt ist. Die durchschlagende Niederlage derjenigen, die den Sturz von Bashar al Asad durch die neokoloniale Intervention Frankreichs und Englands, zusammen mit der des Pentagons beschleunigen wollten, wird für die Generäle eine Lektion sein, die sie kaum vergessen werden.

Doch warum Lateinamerika? Auf diesem Kontinent steht die Weltherrschaft der Supermacht, welche die Vereinigten Staaten seit 1945 gewesen sind, auf dem Spiel. Sie zogen die Fäden auf dem Weltschachbrett und tun dass heute nicht mehr. Mit Venezuela beginnen, wie die Strategien Washingtons vorsehen, heißt am schwächsten Punkt anzufangen. Das Regime kann auf die Unterstützung vielleicht eines Drittels der Bevölkerung zählen und auf einen Teil der Streitkräfte, die aber nicht quantifizierbar sind.

In Venezuela sind zudem die Wahlen illegitim und dienen als minimaler Vorwand, um die Fassade einer nicht existierenden Demokratie aufrechtzuerhalten. Nicht gerade anders als das, was zum Beispiel in Honduras und Guatemala passiert. Die demokratische Frage ist das Pulver angesichts der großen geopolitischen Probleme. Für die Vereinigten Staaten sind die Kontrolle der größten Ölreserve der Welt, vor allem aber die Kontrolle der Karibik, zwei zentrale Themen, über die es keine Verhandlungen gibt.

Nicholas Spykman, im 20. Jahrhundert der führende geopolitische Stratege der USA, war Autor zweier Bücher, die die Strategie für die Region definieren: America’s Strategy in World Politics, veröffentlicht 1942, und The Geography of the Peace, veröffentlicht im Jahr nach seinem Tod, 1944. In seiner Arbeit teilt Spykman Lateinamerika in zwei verschiedene Regionen, in denen die Vereinigten Staaten unterschiedliche Strategien verfolgen müssen: eine umfasst Mexiko, Mittelamerika und die Karibik, mit der Hinzufügung von Kolumbien und Venezuela; die andere umfasst ganz Südamerika unterhalb Kolumbiens und Venezuelas.

Laut Spykmans These ist die erste „ein Gebiet, in dem die Vorherrschaft der Vereinigten Staaten nicht in Frage gestellt werden kann“, sie ist „ein geschlossenes Meer, das zu den Vereinigten Staaten gehört, und das bedeutet, dass Mexiko, Kolumbien und Venezuela immer in einer Position der absoluten Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten bleiben werden“.

In Südamerika, so der Stratege weiter, wird jede Bedrohung der US-Hegemonie von „A B C“; (Argentinien, Brasilien und Chile) ausgehen. Spykman glaubte, dass diese großen Staaten „etwas außerhalb der Einflusszone unserer Vorherrschaft“ versuchen könnten, „unsere Macht durch gemeinsames Handeln oder durch die Nutzung von Einflüssen außerhalb der Hemisphäre auszugleichen“. Wenn das passieren sollte, schrieb er in Amerikas Strategie in der Weltpolitik: „Krieg sollte die Antwort sein“.

Der brasilianische Politikwissenschaftler José Luis Fiori reflektierte: „Wenn all diese Analysen, Pressionen und Warnungen von Nicholas Spykman nicht eintraten, scheinen sie ein Witz einiger jener „lateinamerikanischen Populisten“; zu sein, die externe Feinde erfinden“ (Sinpermiso, 16. -XII. 07).
Offensichtlich ist die „Demokratie“ eine Ausrede, an die niemand glaubt. In Venezuela konvergieren geopolitische Interessen, die nichts mit der Opposition links/rechts oder der Demokratie zu tun haben. Ein Bürgerkrieg auf unserem Subkontinent ist die schlechteste Lösung für die Völker der Region. Aber es könnte Trump helfen, im Jahr 2020 wiedergewählt zu werden, und zusammen mit ihm würden die rechtsextremen Tyrannen wie Bolsonaro und Duque, sowie die Wirtschaft und die großen börsennotierten multinationalen Konzerne gedeihen.

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