Wir kämpfen nicht nur für Griechenland

Quelle: Peacereporter/Luca Galassi

syntagmaplatz

Thanos, ein Junge vom Syntagmaplatz in Athen, spricht über die Gewaltaktionen wegen der Sparmaßnahmen. 

“Wir kämpfen nicht für Griechenland. Unser Kampf ist für das ganze Europa.” Thanos ist ein griechischer Jugendlicher, der gegen das Gesetzespaket von 78 Milliarden Euro protestiert, das heute (29.06.2011) vom Parlament verabschiedet wird, um die Staatsinsolvenz zu verhindern.

Vor der Kammer haben fünftausend  Antisommossa mit Gasgeschossen die Demonstranten zurückgedrängt, die versuchten die Polizeiketten zum Schutze des Parlaments zu durchbrechen.

Welche Neuigkeiten gibt es über die Zusammenstöße auf dem Platz?

Die Polizei bedient sich einer unerhörten Gewaltanwendung. Ich denke, dass die Polizisten eine präzise Anweisung erhielten: niemanden ins Gesicht schauen. In all den Jahren des Protestes hat man noch nie eine derartige Operation gesehen: Aus allen vier Richtungen des Syntagmaplatzes wurden Gasgeschosse auf die Demonstranten abgefeuert. Die Absicht war ganz klar, den Platz vom Protest zu säubern. Gummiknüppel und Prügel wurden eingesetzt als lebten wir unter einem Regime. Brutalität pur. Viele wurden verletzt und viele haben Giftverletzungen. Es wird jedoch nicht einfach sein zehntausende von Demonstranten, die sich hier aufhalten, zu vertreiben. Ich danke all den Personen für ihren Kampf und ihren Mut.

Wann wird der Protest weitergehen? Wann werdet ihr wieder auf dem Syntagmaplatz sein?

Ich weiß es nicht, das nicht leicht zu beantworten, aber die Kämpfe werden nicht aufhören, wir werden nicht aufhören. Sie wollen uns nach Hause schicken, aber wir werden hier bleiben – auch nach der Verabschiedung der Sparpakets. Nach diesen Auseinandersetzungen werden wir uns neu organisieren, durchatmen und mit den Versammlungen beginnen, um über die nächsten Schritte zu entscheiden.

Warum sollte Griechenland getroffen werden? Warum habt ihr euch dagegen gewehrt, vielleicht früher als andere? Welches sind die politischen Gründe eurer Entscheidung?

Ich wiederhole: Dieser Kampf ist nicht nur wegen uns, sondern für alle Völker Europas. Die Oligarchie der Bänker, der Regierungen, der besitzenden Klassen, hat über die Maßnahmen entschieden, die zu ergreifen sind, um den Bankrott eines Landes zu verhindern. Die Adresse jedoch ist klar: Kürzungen der Gehälter, in den öffentlichen Diensten werden sie niemanden aussparen. Diese Dinge geschehen überall in Europa. Die Konsequenzen der Sparpolitik, die man Griechenland seit zwei Jahren verordnet, dürfen nicht die Bevölkerung treffen. Die Schulden Griechenlands haben nicht wir zu verantworten, sondern unsere verantwortungslose Regierung, die Banken und besitzenden Klassen, die das ökonomische Gewicht und die Opfer auf die untere Mittelschicht und auf die Arbeiter verlagern wollen. Das ist ein europäisches Phänomen.

Wohin wird euer Protest führen?

Wir kämpfen für unsere Zukunft und die aller Arbeiter Europas. Es ist eine ungeheuerliche Lüge, dass die griechische Regierung nicht genügen Ressourcen haben, um die Schulden einzuebnen. Die Schulden sind nicht unsere. Mit den bestehenden Steuern kann man die Gehälter, die öffentlichen Dienstleistungen, die Gesundheit und die Bildung finanzieren. Mit diesen Maßnahmen aber sollen die Schulden abgebaut werden, die durch die, bei den europäischen Banken, aufgenommenen Kredite entstanden sind. So etwas geschieht nicht nur in Griechenland oder der Peripherie des Alten Kontinents, es geschieht überall. Wir haben die Hälfte unseres Einkommens eingebüßt und das wegen der Kreditaufnahmen. Wir sind gegen die Banken und gegen die Regierungen.

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