Bericht Bürgerinitiative Umweltschutz Offenburg e.V.
200 Ortenauer bei der Anti-Atom-Menschenkette
Schweigeminute für Japan auf dem Stuttgarter Schlossplatz
60.000 Menschen bildeten am Samstag eine 45 km lange Menschenkette zwischen dem Atomkraftwerk Neckarwestheim und der Landeshauptstadt. Ihr Anliegen war, die Öffentlichkeit zu konfrontieren mit ihrer Überzeugung vom Irrweg der Atomkraft. Durch die schrecklichen Ereignisse in Japan bekam die seit Monaten geplante Veranstaltung eine bedrückende Aktualität. So begann denn die Abschlusskundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz mit einer Schweigeminute für die Menschen in Japan.
Günter Melle aus Offenburg, einer der Ortenauer Teilnehmer, die mit 4 Bussen angereist waren, schauderte ob der Nachrichten aus Japan, die man unterwegs im Radio gehört hatte: "Da bleibt einem schier die Luft weg. Unvorstellbar, wenn es zum Schlimmsten in den durch das Erdbeben betroffenen Atomkraftwerken kommen sollte."
Was besonders die Demonstrantinnen aus Südbaden seit Wyhls Zeiten umtreibt, ist dieses – ihrer Meinung nach unermessliche – Risiko, das von der Atomindustrie ausgeht: die Gefahr eines Unfalls, sei es durch menschliches oder technisches Versagen, durch Terrorangriff oder Naturkatastrofen, wie jetzt in Japan, und darüberhinaus durch die Jahrtausende(!) dauernde Lagerung des strahlenden Abfalls. Dabei sind sie überzeugt, dass ein schneller Ersatz der Atomenergie durch Erneuerbare jeder Volkswirtschaft nützen würde, wie es eine der Rednerinnen auf dem Schlossplatz sagte, gestützt auf eine Studie der "Internationalen Ärzten gegen den Atomkrieg".
"Wir müssen zum Atomkonsens aus dem Jahr 2004 zurückzukehren, der die Abschaltung des letzten Atomkraftwerks in Deutschland um 2020 vorsah", sagt einer der Organisatoren, Harald im Spring aus Schiltach, und fügt hinzu: "Das bedeutet die sofortige Abschaltung der Blöcke Biblis A, Philippsburg 1 und Neckarwestheim 1." Erich Vieser aus Offenburg erläutert: "Natürlich lassen sich nicht alle Atomkraftwerke sofort abschalten, weil sie derzeit noch einen wesentlichen Teil der Grundlast im Stromnetz tragen. Wir brauchen mehr Stromspeicher, um das fluktuierende Angebot von Sonne und Wind zu puffern. Jetzt muss die Forschung und Entwicklung für Energiespeicher intensiviert werden." Heute schon vorhandene Wasserkraftwerke in Skandinavien ließen sich kurzfristig zu Pumpspeicherkraftwerken umbauen, so der Vorsitzende der Bürgerinitiative Umweltschutz Offenburg, und fährt fort: "Was wir dann zum Energieaustausch brauchen, sind zusätzliche Leitungen , wie sie auch innerhalb Deutschlands nötig sind, um zum Beispiel Windstrom von Nord nach Süd zu bringen." Petra Rumpel aus Berghaupten, Geschäftsführerin BUND Ortenau, stellt fest: "Die Politik muss endlich Verantwortung zeigen und dem Profitstreben der Atom-Lobby die Stirn bieten. Was mir allerdings bei der Aktion aufgefallen ist, war die friedliche Zurückhaltung der Polizei, die sich wirklich als Freund und Helfer zeigte."
Von der Veranstaltung tief beeindruckt sagte auf der Heimfahrt Dieter Oschwald, einer der 25 Teilnehmer aus Schutterwald, "wir sind begeistert, dass so viele Menschen aus fast allen Gemeinden der Ortenau sich unserem Protest anschlossen. Endlich erkennen die Bürger auch bei uns, dass man manche politsche Themen selbst in die Hand nehmen muss, um Schaden vom Volk abzuwenden. So erkennen immer mehr Leute auch, dass sie ihren privaten Atomausstieg machen können, indem sie zu einem Ökostromanbieter wechseln."