“Wir glaubten, unser Ministerpräsident habe mit Mubarak nur die Nichte gemeinsam , jetzt stellt sich heraus, dass er auch sein Laster, nicht zurücktreten zu wollen, teilt.” Mit diesem einleitenden Worten begann vergangenen Samstag Umberto Eco seine Rede im Palasharp von Milano. Er spielte dabei auf die neuere Affäre des regierenden Medienmagnaten an, der die Freilassung der minderjährigen Prostituierten Ruby aus der Polizeikaserne in Mailand anordnete, weil sie eine Nichte des ägyptischen Ganoven Mubarak sei.
Die Veranstaltung im Sportpalast fand im Rahmen einer Demonstration statt, die unter dem Motto “Berlusconi Dimetiti” (Berlusconi, trete zurück!) durchgeführt wurde. Zum Protest für den Rücktritt des Magnaten rief das Komitee Gerechtigkeit und Freiheit auf, das sich anlässlich der massiven Gewalt des Staatsapparates auf dem G8-Gipfel in Genua 2001 konstituierte. Vor 10 Jahren wurde während der Demonstrationen der Jugendliche Carlo Giuliani von den Carabinieri umgebracht.
Der Sportpalast ist voll, über 10000 Aktivisten für den Rücktritt Berlusconis, folgten mit Anteilnahme und heftigem Applaus den Reden hochkarätiger Intellektueller, die der Forderung mit ihren Reden Ausdruck verliehen. Die bekanntesten unter ihnen waren: Gustavo Zagrebelsky (Verfassungsrichter), Paul Ginsborg (Historiker), Roberto Saviano (Schriftsteller u. Journalist) und Umberto Eco (Schriftsteller und Sprachwissenschaftler). Es war eine Veranstaltung mit eindeutiger Botschaft an die parlamentarische Mehrheit und Opposition und v.a. an Berlusconi, der erneut mit seinen Sexskandalen in den Schlagzeilen steht und gegen den weiterhin die Staatsanwaltschaft von Mailand wegen Prostituierung Minderjähriger ermittelt, die politische Bühne aufzuräumen.
Umberto Eco sagte: “Den Rücktritt Berlusconis zu fordern, bedeutet die eigene Ehre und die Würde der Nation zu bewahren, so wie im Faschismus als alle Universitätsprofessoren gezwungen wurden, einen Eid abzulegen, jene elf, die ihn verweigerten und ihre Professur verloren, die Ehre der italienischen Universität gerettet haben.”
Die Veranstaltung war Auftakt der Mobilisierung auf den 13. Februar, wo auf den Plätzen und Straßen Italiens ein Ruf erschallen soll: Berlusconi Dimetiti! Hau ab!
Günter Melle