Ein weiterer Tag der Proteste

francia2_01Ein weiterer Tag im Frankreich der Proteste gegen die Rentenreform. ( Anhebung des Rentenalters auf 62 Jahre) Die französischen Gewerkschaften beteuern, bis zum bitteren Ende kämpfen zu wollen, wenn die Regierung nicht in eine ernsthafte Diskussion mit den sozialen Kräften eintritt.

Der Protest in Frankreich explodiert mit einer Kraft und Fülle, der bisher nur noch seinesgleichen 1995 findet, als die Ablehnung der Reform „Soziale Sicherheit“ des damaligen Präsidenten Jacques Chirac, das Land in die Knie zwang.

Gestern war ein weitere Kampftag für Frankreich. Es war der sechste Tag der Mobilisierung gegen die Rentenreform und die Signale aus dem Land sind klar: Niemand will aufhören, bis Präsident Nicolas Sarkozy sich nicht bereit erklärt, in Verhandlungen einzutreten. Der entscheidende Punkt der Proteste ist die Anhebung des Rentenalters von 60 bis 62 Jahren, wobei die Obergrenze von derzeit 65 auf 67 Jahre ansteigt. Am späten Nachmittag, erklärte die Gewerkschaft CGT, dass  3 und eine halbe Million Franzosen in ganz Frankreich auf die Straße gegangen sind und somit die Anzahl vom 12. Oktober erreicht wurde. Laut dem Sprecher der radikalen Linken Olivier Besancenot war der gestrige Tag  „wahrscheinlich historisch.“

5880_5628_francia_ThumbEs gab mehr als 260 Veranstaltungen auf Frankreichs Plätzen; zu den Demonstrationen kommen Streiks der Verkehrsmittel: Züge, Flugzeuge, Schiffe. Das ganze Land ist praktisch gelähmt. Die Situation an den Flughäfen ist sehr ernst: von Paris abfliegen oder in Paris landen ist ein Unternehmen (es wird von 50% Stornierungen der Flüge am Flughafen Paris Orly und 30% am Flughafen Roissy-Charles de Gaulle gesprochen). Nicht besser ist die Situation des Zugverkehrs, wo etwa die Hälfte der Verbindungen ausfiel.

Aber der Gnadenstoß für den Transport bleibt Paralyse der Raffinerien. Die Blockade der Raffinerien, die am vergangenen Freitag begann, hat viele Tankstellen trocken gelegt . Seit Tagen sind die 12 französischen Raffinerien paralysiert, die meisten der Depots werden vom Demonstranten (einschließlich Blockaden) blockiert und damit mehr als 4000 Tankstellen (von ca. 12.500 insgesamt) sind ohne Lieferungen: Überall kilometerlange Schlangen  während in einigen Regionen, z.B. der Normandie, es nicht möglich ist, Gas zu tanken. Der Ministerpräsident Francois Fillon drohte, dass die Regierung eine Lähmung des Landes durch die Gewerkschaftsbewegung nicht akzeptiere. In Grandpuits, der Raffinerie am Rande von Paris, wurden drei Arbeiter , unter Androhung von  Gefängnis gezwungen, zu ihrem Arbeitsplatz zu gehen. So die Information der Gewerkschafter, die den Zugang der Anlage versperrt haben. Sie warfen der Regierung vor, das Recht auf Streik zu behindern. Die Proteste wurden heute durch die Lkw-Fahrer unterstützt. Auf den Autobahnen erschienen die sogenannten „Schnecken-Lastwagen“, LKWs, die langsam fuhren und überall riesige Staus verursachten.

Trotz der Entbehrungen sind 71% der Franzosen für den Streik.

Bei der Mobilisierung stehen die Schüler und Studenten in der ersten Reihe. In Nanterre, einem heißen Vorort von Paris, gab es Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften. In Zentrum der Hauptstadt wurde ein Mädchen durch die Explosion eines Motorrades, das in der Nähe eines brennenden Müllcontainer stand, verletzt. Szenen der urbanen Kriegsführung auch in Saint Denis, Rouen, Lille und Roubaix. In Paris besetzten hunderte Jugendliche eine Stunde lang die zentrale Rue de Rivoli und andere haben, allerdings erfolglos versucht, den Champs Elysees in der Nähe des Étoile zu blockieren. Nach Angaben des Ministeriums würden 379 Gymnasien bestreikt, die Gewerkschaften sprechen von 1200, von denen sich 850 im Streik befänden. 12 Universitäten von 83, haben für Streik gestimmt, wobei vier (Bordeaux-3, Paris-8, Pau et Rennes-2) vollständig blockiert sind .

Eine besondere Situation, herrscht in Marseille, der Hafen mit den Öl-Terminals befindet sich im einundzwanzigsten Tag des Streiks und in den Straßen gibt es jetzt 5 Tausend Tonnen Müll.

Übersetzt aus: Liberazione online; G.M.

1 Comment

  1. Hallo Günter
    Der Artikel ist sehr gut, nur eine kleine Anmerkung:
    Statt „Anhebung des Rentenalters auf 62 Jahre“ müsste es heißen „Anhebung des Renteneintrittsalters auf 62 Jahre“.
    Liebe Grüße
    Marianne

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