2010 ist das Jahr, in dem die FAO (Food and Agriculture Organisation) die neuen, äußerst beunruhigenden Zahlen veröffentlichte: sie haben den historischen Wert von 1,2 Milliarden Menschen im Zustand der Unterernährung erreicht.
In den vergangenen Jahrzehnten hat die Politik des Weltwährungsfonds und der Weltbank v.a. die Entwicklungsländer der weltweiten Versorgungskrise ausgesetzt. So wurde die Anbaufläche für Lebensmittel in starkem Maße reduziert und eine Spezialisierung auf ein oder zwei Produkte erreicht. Die Mechanismen zur Preisstabilisierung sind verschwunden. Die Selbstversorgungsökonomien wurden durch die Öffnung der Märkte und der ungleichen Konkurrenz zwischen multinationalen Konzernen und kleinen lokalen Produzenten hinweggefegt. Verlassen wurde die Politik der Schaffung öffentlicher Getreidereserven. Die Sozialetats wurden im Rahmen von Strukturreformen beständig und progressiv zurückgefahren. Die Subventionen auf Basisprodukte und für die Familienbetriebe wurden auf Sparflamme gesetzt. Ferner wurden auf Grund der Abhängigkeit von Marktentwicklung und Weltfinanz die Ökonomien der armen Länder geschwächt.
Konsequenz: Der Hunger in der Welt ist im Ansteigen anstatt sich zu verringern und die Agrarpolitik unterstützt immer mehr eine Landwirtschaft ohne Bauern.
Die internationale Bewegung Via Campesina schlägt seit Jahren eine praktikable Lösung vor, wie der Welthunger verringert und das Recht auf Nahrung gesichert werden kann: die Parole heißt: Nahrungsmittelsouveränität. Sie beinhaltet nicht die Bedeutung von Herrschaftsfutter, sondern meint gesunde und gute Nahrung für alle.
In anderen Worten bedeutet dies die Möglichkeit dass die Staaten, Regionen, Kommunen der ganzen Welt autonom entscheiden können, was sie produzieren. Sie sollen die Methoden einer nachhaltigen Agrikultur auswählen können, welche die Umwelt und lokalen Traditionen respektieren. Sie sollen entscheiden können, welche Märkte sie bedienen und wer die Adressaten ihrer Lebensmittel sind. Wir benötigen ein Angebot an gesunder Nahrung, die auch den weniger begünstigten Schichten der Weltbevölkerung zugänglich gemacht werden. Es ist notwendig den Hunger und die Armut in ihrer Substanz zu bekämpfen. Die Nahrungsmittelsouveränität ist in der Lage die agrarwirtschaftliche Produktivität sowie die Selbständigkeit der Kleinbauern beachtlich zu verbessern. Sie stärkt Gemeinschaften deren Modalitäten auf dem Respekt vor der Umwelt basieren.
Was heißt das in der Praxis?
Die Promotoren der Nahrungsmittelsouveränität verlangen an der Achse Produktion – Konsum zu arbeiten. Nachhaltige Systeme der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion sind zu entwickeln. Sie müssen in der Lage sein, die Konsumbedürfnisse über den lokalen Markt zu befriedigen. Die Verteilung der Produkte bedarf kurzer Wege (Kilometer Zero) und biologischen Anbau mit geringer Auswirkung auf die Umwelt.
Es müssen verbindliche Normen für alle Unternehmen festgelegt werden. Sie haben Transparenz, öffentliche Verantwortung, Respekt vor den Menschenrechten und der Natur zu gewährleisten. Es müssen Gesetze erlassen werden, welche die Bildung industrieller Monopole auf dem Sektor von Landwirtschaft und Nahrungsmittel blockieren.
Die Konkretisierung dieses Konzepts bedarf der Mitwirkung der Konsumenten des Nordens dieser Welt. Ihre tägliche Wahl der Lebensmittel hat einen starken Einfluss auf die Gesellschaft. Nur die gemeinsame Bemühung von Bürgern/Innen und Institutionen kann wirklich die Art der Produktion und Konsumtion von Lebensmitteln verändern.
Die Nahrung, die Erde und die Menschen müssen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Die öffentlichen Politiken müssen die Funktion erhalten, die Menschen, insoweit sie Produzenten und Konsumenten sind, zu schützen. Sie müssen die Erde verteidigen.
Um die Nahrung wird eine entscheidende zivilisatorische Schlacht geschlagen: Die Verteidigung der Nahrung ist eine Art des Schutzes von Mann und Frau. Diese Elemente ins Zentrum zu setzen bedeutet, den Menschen Zukunft zu geben. Dies v.a. jenen Menschen, die bereits in Ländern Leben, welche von ansteigender Verarmung betroffen sind. Wir sind überzeugt, dass der Hunger wirklich erfolgreich bekämpft werden kann.
Ein Beitrag der Organisation Mani tese (ausgestreckte Hände) veröffentlicht in der Tageszeitung L’Unità und hier übersetzt durch die FHeckerCOOP.
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